Rund 100 Teilnehmende freuen sich nach intensiver Arbeit über ein gemeinsames Ergebnis, die Berliner Erklärung. Foto: WDA.
Die Berliner Erklärung unterstreicht den unverzichtbaren Beitrag der Deutschen Auslandsschulen zur internationalen Bildungs- und Wertegemeinschaft. Weltweit vermitteln die Deutschen Auslandsschulen Werte wie Demokratie, Freiheit, Vielfalt und kulturelle Offenheit. Sie fördern exzellente mehrsprachige Bildung, die deutsche Sprache und Innovation, sichern Fachkräftepotenziale, stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland und schaffen Vertrauen in einer Welt im Wandel. Als Orte der Verständigung und Teil wertebasierter Außenpolitik sind Deutsche Auslandsschulen heute relevanter denn je. Die Berliner Erklärung ist ein klares Signal an Politik und Gesellschaft, die Deutschen Auslandsschulen langfristig, planbar und partnerschaftlich zu unterstützen – insbesondere zu Beginn einer neuen Legislaturperiode in Deutschland.
Deutsche Auslandsschulen so wertvoll wie nie
Die Deutschen Auslandsschulen (DAS) sind Teil einer zukunftsorientierten Außenpolitik und leisten einen herausragenden, stabilisierenden Beitrag zu den internationalen Beziehungen und zur Innovationsfähigkeit Deutschlands. Sie sind eine zentrale Säule der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik der Bundesrepublik Deutschland. Im schulischen Alltag leben und fördern sie Werte wie Freiheit, Demokratie, Respekt, Empathie, Vielfalt, Gleichberechtigung, Gemeinschaft und Eigenverantwortung.
Die DAS sind weit mehr als nur Bildungseinrichtungen: Sie bilden den Ausgangspunkt eines weltumspannenden Netzwerks von Leistungsträgern in nahezu allen Disziplinen mit gemeinsamer Sprache, Kultur und Wertebasis. Sie leisten als Talentzentren, insbesondere im MINT-Bereich, einen zentralen Beitrag zur Sicherung eines internationalen Unterstützer- und Fachkräftepotenzials für Deutschland. Damit stärken sie den Wirtschafts- und Innovationsstandort Deutschland und erhöhen die Mobilität sowie Internationalität deutscher Unternehmen und deren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Die Deutschen Auslandsschulen wirken zugleich stabilisierend im Sinne einer wertebasierten außenpolitischen Soft Power. Damit legen sie das Fundament für geopolitische Resilienz und nachhaltige internationale Beziehungen.
Die DAS bereiten Schülerinnen und Schüler umfassend auf die Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft vor – gesellschaftlich, technologisch, politisch und kulturell. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, bedarf es verlässlicher Planungshorizonte, klarer Handlungsspielräume sowie zukunftsweisender pädagogischer Konzepte mit ausreichendem Personal.
Langfristig, planbar und partnerschaftlich in die Zukunft
Um die Deutschen Auslandsschulen langfristig, planbar und partnerschaftlich in die Zukunft zu führen, stehen vier Kernforderungen und weitere zwölf Aspekte im Zentrum der Berliner Erklärung.
Die vier Kernforderungen:
- Existenz sichern – Personalkosten auslagern: Der Bildungsauftrag der DAS erfordert den langfristigen Ausbau und die strukturelle Sicherung qualifizierter Lehrkräfte sowie ausreichender finanzieller Mittel. Zur Existenzsicherung und zum Erhalt der Qualität der Deutschen Auslandsschulen muss der hierfür relevante Schulfonds nachhaltig ausgestattet und umstrukturiert werden. Die Personalkosten für aus Deutschland vermittelte Lehrkräfte steigen entsprechend der Inlandsgehälter. Dies ergibt sich aus dem Auslandsschulgesetz. Diese Personalkosten müssen mit dem Zweck ausgelagert werden, Personalverstärkungs-mittel für diese Steigerungen zu nutzen. Ansonsten verdrängt die gesetzliche Förderung bei gleichbleibendem Schulfonds die freiwillige Förderung und die gesamte Struktur des Schulfonds gerät aus dem Gleichgewicht. Diese existenzsichernden Maßnahmen müssen Priorität haben. Neue Aufgaben benötigen zudem zusätzliche Mittel.
- Gleichwertigkeit und Vielfalt der Abschlüsse: Die DAS bieten unterschiedliche, international anerkannte Abschlüsse, die gezielt auf Studium und Beruf vorbereiten. Diese Vielfalt ist eine Stärke – jeder Abschluss hat seinen eigenen Wert, der sich am besten entfaltet, wenn er an den individuellen Standort der jeweiligen Schule angepasst ist. Dies gilt für alle im Auslandsschulgesetz anerkannten Abschlüsse und insbesondere für das Deutsche Internationale Abitur (DIA), das gemischtsprachige International Baccalaureate (GIB) mit Schwerpunkt Deutsch, den Mittleren Schulabschluss (MSA), auch in Kombination mit dem GIB oder dem IB, und das Deutsche Sprachdiplom (DSD). Die unterschiedlichen Abschlüsse dürfen nicht gegeneinander ausgespielt werden. Kein Abschluss darf finanziell benachteiligt werden.
- Verlässlichkeit durch langfristige Förderstrategien: Die wertebasierte politische Weltordnung steht unter Druck. Als langfristig etablierte, im Regelfall über Jahrzehnte oder Jahrhunderte verankerte Institutionen in den Gastländern sind die DAS verlässliche Partner der deutschen Außenpolitik, die der sicherheitspolitischen Stabilität dienen. Politisch motivierte, kurzfristige Standortentscheidungen und jährlich neu zu verhandelnde Förderverträge stehen diesem Anspruch entgegen und verhindern eine zielgerichtete, nachhaltige Entwicklungsperspektive.
- Partnerschaft auf Augenhöhe: Die DAS sind die Mittlerorganisationen mit dem höchsten Eigenanteil an der Finanzierung in der auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Denn diese freien, gemeinnützig und ehrenamtlich getragenen Einrichtungen sind gesetzlich dazu verpflichtet, mehr als zwei Drittel ihres Budgets in den Gastländern selbst zu erwirtschaften. Durch weitere Multiplikatoreneffekte sind die DAS damit ein erstrangiger Wirtschaftsfaktor. In dieser Rolle erwarten wir, die Schulträger, an politischen Entwicklungen und Entscheidungen, die uns betreffen, frühzeitig, partnerschaftlich und respektvoll beteiligt zu werden.
Aus diesen vier Kernforderungen leiten sich 12 zentrale Bedürfnisse ab
Die Themen umfassen eine verbesserte Förderung; Nachhaltigkeit sicherstellen, Wettbewerbsfähigkeit und Qualität ermöglichen; das deutsche internationale Abitur (DIA) als deutschen Qualitätsabschluss stärken; DAS mit gemischtsprachigem International Baccalaureate (GIB) mit Schwerpunkt Deutsch – Abschluss umfassender fördern; Frühkindliche Bildung fördern; Schulen im Aufbau stärken; Personalversorgung verbessern und Attraktivität des Arbeitsplatzes „Auslandsschule” stärken; Zusammenarbeit von Schulträgern, Schulleitungen und Verwaltungsleitungen stärken; durchgehende Bildungsbiografien sichern; Vernetzung als Stärke des Auslandsschulwesens ausbauen; Zusammenarbeit mit externen Partnerinnen und Partnern stärken; den Beitrag der DSD-Schulen anerkennen.
Zum Hintergrund der Berliner Erklärung
Die Berliner Erklärung ist die gemeinsame Abschlusserklärung der WDA-Tagung 2025, die vom 4. bis 7. Juni in Berlin stattfand. Rund 100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Auslandsschulwesen erarbeiteten die Erklärung gemeinsam im Rahmen einer moderierten zweitägigen Großgruppenkonferenz.
In intensiven Arbeitsformaten – darunter Paarinterviews, Gruppendiskussionen, Podien und Plenarimpulse – wurden zentrale Themen identifiziert, diskutiert und dokumentiert. Die zwei Jahre zuvor verabschiedete Athener Erklärung wurde im Hinblick auf die folgenden Fragestellungen überprüft:
- Welche Punkte sollten weiter vertreten sein und haben ggf. noch an Relevanz zugenommen?
- Welche Punkte sollten neu hinzugenommen werden?
- Gibt es Punkte, die eher an Relevanz verloren haben?
Die Endfassung der Berliner Erklärung wurde redaktionell von einer aus der Konferenz hervorgegangenen Redaktionsgruppe bearbeitet und anschließend mit den Mitgliedern des WDA abgestimmt. Die repräsentative Teilnehmerschaft umfasste Schulträger, Schulleitungen sowie Beauftragte des Vorstands, Geschäftsführer und Verwaltungsleitungen.
Vertreterinnen und Vertreter der fördernden Stellen (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen, Auswärtiges Amt, Kultusministerkonferenz) aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft wurden im Rahmen von Podiumsdiskussionen eingebunden.
Die Berliner Erklärung baut auf der Athener Erklärung (2023) sowie der Allianzstellungnahme vom Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA), Arbeitskreis der Auslandslehrer der GEW (AGAL), Verband Deutscher Lehrkräfte im Ausland (VDLiA), Philologenverband, Vorständebeirat, Schulleitungsbeirat sowie Verwaltungsleiterbeirat (2023) und dem Positionspapier des WDA für die 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages (2025) auf. Sie ist jedoch bewusst in einem erweiterten partizipatorischen Prozess erarbeitet worden.
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