Für den WDA-Auslandsschulkompass befragt der Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Einschätzung der aktuellen Lage und ihrer Erwartungen für die Zukunft. An der aktuellen Umfrage aus März 2025 haben 114 Auslandsschulen teilgenommen.
Wirtschaftliche Lage spitzt sich weiter zu
Die wirtschaftliche Situation der Deutschen Auslandsschulen bleibt angespannt. 31,6 % der Schulen bewerten ihre Lage aktuell als schlecht – rund 5 % mehr als bei der letzten Erhebung im September 2024. Jede fünfte Schule (20,2 % der befragten Schulen) sehen sich weiterhin sogar stark in ihrer Existenz bedroht, ähnlich wie bei der letzten Befragung im September 2024. Besonders belastet sie der Wegfall der freiwilligen Förderung aus Deutschland, die oft schwierige wirtschaftliche Lage in den Sitzländern, der zunehmende Lehrkräftemangel, Auswirkungen von Krieg und Terror sowie stärkere Konkurrenz durch andere Bildungsangebote. Die Rückmeldungen zeigen auch Unsicherheiten bei den Schulen rund um den verabschiedeten Masterplan des Auswärtigen Amts.
Seit Anfang 2023 kürzt das Auswärtige Amt die Mittel für die Deutschen Auslandsschulen deutlich. Im Jahr 2025 müssen die Schulen sogar ohne jegliche freiwillige finanzielle Förderung auskommen. Laufende Förderverträge werden rückwirkend angepasst – die Einschnitte treffen die Schulen oft mitten im laufenden Schuljahr. Der WDA weist in seinem aktuellen Positionspapier zur neuen Legislaturperiode darauf hin, dass die Kürzungen nicht nur die Qualität und Weiterentwicklung der Schulen gefährden, sowie teilweise ihre Existenz, sondern auch deren Offenheit für Schülerinnen und Schüler aus allen sozialen Schichten.
Mit den Krisen umgehen
Auch wenn die Schulen Maßnahmen ergreifen, um die Einflüsse externer Faktoren abzumildern, bleiben sie diesen jedoch in unterschiedlicher Stärke ausgeliefert.
Um auf die drastischen Mittelkürzungen zu reagieren, sehen sich viele Deutsche Auslandsschulen gezwungen, auch tiefgreifende Sparmaßnahmen zu ergreifen. Einige Schulen haben begonnen, ihre Stipendienprogramme kritisch zu prüfen, andere wichtige Baumaßnahmen verschoben oder ganz gestrichen. Dabei handelt es sich oft auch um notwendige Sanierungen und Modernisierungen. Das wirkt sich unmittelbar auf die Qualität des Schulbetriebs aus – und gefährdet langfristig die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit der Einrichtungen. Viele Schulen kommen zudem nicht umhin, die Schulgebühren zu erhöhen – mit weitreichenden Folgen.
Hoher Druck auf Schulgebühren: 60,5 % erhöhen bereits zum laufenden Schuljahr
60,5 % der Deutschen Auslandsschulen haben ihre Schulgebühren im laufenden Schuljahr erhöht – ein Wert, der fast genauso hoch wie im Herbst 2024 ist. Zum Vergleich: Noch 2021 lag dieser Wert bei knapp über 5 %. Diese Entwicklung zeigt, wie sehr der Kostendruck auf den Schulen gewachsen ist und wie dringend eine nachhaltige Lösung gefunden werden muss.
Auch für das nächste Schulhalbjahr zeichnen sich düstere Aussichten ab: 65,8 % der Schulen planen eine weitere Erhöhung der Schulgebühren – der höchste Wert seit Beginn der Befragungen. Zudem rechnen über 19 % der Schulen mit sinkenden Schülerzahlen, fast 6 % mehr als im September 2024, und 8,8 % mit weniger Personal. Schon jetzt sehen fast 50 % der an der Umfrage teilnehmenden Schulen die Gewinnung neuer Lehrkräfte als große Herausforderung.
Folgen für soziale Vielfalt und Zukunftsperspektiven
Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten wirken sich nicht nur auf die finanzielle Stabilität der Schulen aus, sondern gefährden auch ihre soziale Durchlässigkeit und Offenheit. Besonders problematisch ist der Wegfall der freiwilligen Förderungen aus Deutschland, der die Schulträger oftmals dazu zwingt, noch mehr auf Schulgebühren als auf staatliche Zuwendungen zu setzen. Über 70 % der Finanzierung erfolgt bereits eigenständig und hauptsächlich über Studiengebühren.
Die Deutschen Auslandsschulen sind nicht nur Bildungsinstitutionen, sondern auch wichtige Akteure der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Ihre Arbeit, die weit über den reinen Spracherwerb hinausgeht, stärkt die Beziehungen zwischen Deutschland und der Welt. Sie schaffen zudem einen erheblichen wirtschaftlichen Impuls von rund 1,2 Milliarden Euro.
„Jede Schülerin, jeder Schüler trägt als Brückenbauer zur Softpower Deutschlands bei“, sagt Heilke Daun, WDA-Vorstandsvorsitzende. In einer zunehmend polarisierten Welt wird die Kraft der Multikulturalität, die auch an den Deutschen Auslandsschulen gelebt wird, immer wertvoller.
Die anhaltend schlechten Geschäftserwartungen, von denen 40,4 % der teilnehmenden Schulen betroffen sind, spiegeln die wachsende Unsicherheit wider. Zum Vergleich: In den vergangenen Jahren lag dieser Wert regelmäßig bei unter 33 %. Nur während der Coronapandemie war die Lage noch schwieriger.
Ziele WDA-Auslandsschulkompass
Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine eingetragene Marke des WDA, der seine Mitgliedsschulen seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig zur aktuellen Lage und zur erwarteten Entwicklung in den Folgemonaten befragt. Ins Leben gerufen wurde die Auswertung vor allem, um die Auswirkungen der Coronapandemie besser einschätzen zu können. Auch unabhängig davon liefert die Umfrage aussagekräftige Zahlen und valide Daten für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Wie die Umfrageergebnisse verdeutlichen, ist die Lage heterogen: Nicht alle Auslandsschulen haben in ihren Teilen der Welt mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen. Die verlässlichen und vergleichbaren Zahlen, wie sie der WDA mit dem Instrument “Auslandsschulkompass” liefert, ermöglichen so einen guten Überblick.
Methodik WDA-Auslandsschulkompass
Für den „Auslandsschulkompass“ befragt der WDA regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Bewertung der aktuellen Lage. Sie beantworten im Rahmen dieser Evaluation eine Reihe standardisierter Fragen, die sowohl die aktuelle Situation als auch künftige Erwartungen betreffen. Abgefragt werden unter anderem Einschätzungen zur Zahl der Schülerinnen und Schüler und zur Geschäftsentwicklung. Die regelmäßigen Online-Umfragen erlauben Vergleiche im Zeitverlauf. An der aktuell mittlerweile 12. Umfrage beteiligten sich 114 Mitgliedsschulen. Die Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 87 % der anerkannten 136 Deutschen Auslandsschulen, wurden im März 2025 während eines definierten Zeitraums via Online-Umfrage befragt. Die Befragung richtete sich an die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleitungen, Geschäftsführung, Beauftragte des Vorstands wie auch Verwaltungsleitungen.
Alle Ergebnisse der Umfrage: Über das WDA-Auslandsschulkompass Dashboard können Sie alle Ergebnisse einsehen.
Die drei vorherigen Umfragen:
- WDA-Auslandsschulkompass: 19 % der Schulen stark in Existenz bedroht, soziale Durchlässigkeit gefährdet (September 2024)
- WDA-Auslandsschulkompass: Herausforderungen bleiben während Dauerkrisen (März 2024)
- WDA-Auslandsschulkompass: Krisen und Existenzbedrohung (Oktober 2023)
- Positionspapier des WDA für die 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages