WDA-Auslandsschulkompass: Krisen und Existenzbedrohung

Die Existenzbedrohung der Deutschen Auslandsschulen ist real, das zeigen die Ergebnisse des aktuellen WDA-Auslandsschulkompasses. Zur Bewältigung der vielfältigen Krisen sind die Deutschen Auslandsschulen gezwungen, vermehrt die Schulgebühren zu erhöhen. Denn die gemeinnützigen Träger sind gesetzlich verpflichtet, ihre Einnahmen selbst zu erwirtschaften. Wenn Zuschüsse aus Deutschland weiter sinken, beschleunigt das die Negativspirale. Dies hätte auch Auswirkungen auf die Zugänglichkeit der Deutschen Auslandsschulen für alle Bildungsschichten.

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Entwicklung der Schulgebühren im September 2023. Bild: WDA

Die Ergebnisse des aktuellen Auslandsschulkompasses machen ersichtlich, dass es für die Deutschen Auslandsschulen derzeit viele Herausforderungen gibt. Die vielfältigen Krisen wirken sich in finanzieller Hinsicht auch auf die Entwicklung der Schulgebühren aus: 40 % der befragten Schulen geben an, dass die Schulgebühren im Monat vor der Befragung, also September, angehoben wurden. Das ist der höchste Wert seit Beginn der Umfrage im April 2020.

Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine regelmäßige, freiwillige Online-Befragung der weltweiten WDA-Mitgliedsschulen zu ihrer aktuellen Lage. Die internationale Umfrage ist die einzige dieser Art zu den Deutschen Auslandsschulen und liefert tiefe Erkenntnisse.

Vielfältige Krisen beeinflussen wirtschaftliche Lage, Existenz

Um die aktuelle Lage der Deutschen Auslandsschulen nachzuvollziehen, wurden Fragen zum abgelaufenen Monat September 2023 und zur wirtschaftlichen Situation gestellt. Über 20 % der befragen Schulen schätzen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht ein. Dieser Wert ist ähnlich der Befragung vor etwa einem Jahr. Jedoch wird klar, dass die Situation für viele Schulen schwierig ist und eine echte Bedrohung durch die Krisen existiert. Über 13 % der teilnehmenden Schulen sehen sich sogar stark bedroht. Dieser Wert war seit April 2022 stets niedriger.

Während bis vor etwa einem Jahr die Coronapandemie noch dominierender war, rücken jetzt unterschiedliche Krisen in den Vordergrund. Neben der allgemeinen finanziellen angespannten Lage durch angekündigte Kürzungen bei der Förderung aus Deutschland kommen vielerorts lokale Gegebenheiten dazu. Wirtschaftliche und sicherheitspolitische Krisen oder etwa Naturkatastrophen haben in vielen Regionen Auswirkungen auf die Deutschen Auslandsschulen.

Schulgebühren steigen, weniger Lernende und weniger Lehrkräfte

Die Vermittlung von Lehrkräften sowie die Gewinnung von Schülerinnen und Schülern wird vielerorts zur Herausforderung. Ebenso müssen zur Abfederung der steigenden Kosten die Schulgebühren erhöht werden. Bei gleichzeitig sinkender Förderung aus Deutschland wirkt sich das dramatisch auf die Entwicklung der Deutschen Auslandsschulen aus. Die Deutschen Auslandsschulen werden schon immer privat gegründet und wirtschaftlich eigenständig von ehrenamtlichen Vorständen geführt. Die gemeinnützigen Schulträger finanzieren das schulische Angebot zu über 70 % selbst über Schulgebühren. Sie sind zu dieser Eigenfinanzierung gesetzlich verpflichtet. Bei weiterer Absenkung der Förderung aus Deutschland droht eine Beschleunigung der Negativspirale, die die Durchlässigkeit der Auslandsschulen für alle Bildungsschichten erschwert.

In der aktuellen Befragung geben 40 % der Teilnehmenden an, dass die Schulgebühren im Vormonat der Umfrage, also im September, angehoben wurden, bei der letzten Umfrage waren das 29,7 %. Das bedeutet einen Anstieg von über 10 %. Es ist der höchste Wert seit der ersten Umfrage im April 2020 und übertrifft die Werte während und nach der Coronapandemie.

Nur 13 % der befragten Schulen geben an, dass die Zahl der Lehrkräfte in den nächsten drei Monaten steigen wird, zuvor im März 2023 waren das noch ungefähr 17 %. Zudem verliert der Beruf als Lehrkraft vielerorts aufgrund der Krisen an Attraktivität, auch längerfristiges Engagement wird so schwieriger. Ähnlich der letzten Umfrage geben im Oktober knapp 15 % an, dass die Zahl der Schülerinnen und Schüler im nächsten Quartal sinken wird.

Ziele WDA-Auslandsschulkompass

Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine eingetragene Marke des WDA, der seine Mitgliedsschulen seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig zur aktuellen Lage und zur erwarteten Entwicklung in den Folgemonaten befragt. Ins Leben gerufen wurde die Auswertung vor allem, um die Auswirkungen der Coronapandemie besser einschätzen zu können. Auch unabhängig davon liefert die Umfrage aussagekräftige Zahlen und valide Daten für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Wie die Umfrageergebnisse verdeutlichen, ist die Lage heterogen: Nicht alle Auslandsschulen haben in ihren Teilen der Welt mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen. Die verlässlichen und vergleichbaren Zahlen, wie sie der WDA mit dem Instrument “Auslandsschulkompass” liefert, ermöglichen so einen guten Überblick.

Methodik WDA-Auslandsschulkompass

Für den „Auslandsschulkompass“ befragt der WDA regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Bewertung der aktuellen Lage. Sie beantworten im Rahmen dieser Evaluation eine Reihe standardisierter Fragen, die sowohl die aktuelle Situation als auch künftige Erwartungen betreffen. Abgefragt werden unter anderem Einschätzungen zur Zahl der Schülerinnen und Schüler und zur Geschäftsentwicklung. Die regelmäßigen Online-Umfragen erlauben Vergleiche im Zeitverlauf. An der aktuellen, mittlerweile neunten Umfrage beteiligten sich 90 Deutsche Auslandsschulen. Die Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 86 % der anerkannten 135 Deutschen Auslandsschulen, wurden im Oktober 2023 zwei Wochen lang via Online-Umfrage befragt. Die Befragung richtete sich an die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleitungen, Geschäftsführung, Beauftragte des Vorstands wie auch Verwaltungsleitungen.

Alle Ergebnisse der Umfrage: Über das WDA-Auslandsschulkompass Dashboard können Sie alle Ergebnisse einsehen.

Die drei vorherigen Umfragen:

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