MdB Oliver Kaczmarek (SPD): Deutsche Auslandsschulen weit mehr als nice to have

Der WDA hat im Gespräch mit Oliver Kaczmarek die Förderproblematik der Deutschen Auslandsschulen umfassend dargestellt. Kaczmarek, bildungspolitischer Sprecher SPD-Fraktion, sieht die Deutschen Auslandsschulen als Schwerpunkt in der Außenpolitik, nicht nur als nice-to-have-Thema. Fachkräfte, berufliche- und MINT-Bildung waren ebenso Kernthemen des Austauschs am 9. Oktober 2024.

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Oliver Kaczmarek (links unten im Bild) tauscht sich mit dem WDA (rechts daneben Ludwig Johannsen, oben: Heilke Daun und Thilo Klingebiel) sowie Sophie Domres (links oben) aus. Foto: WDA

Es war der erste Austausch mit Oliver Kaczmarek. Der seit 2009 im Deutschen Bundestag vertretene Abgeordnete ist Obmann im Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung. Kaczmarek ist Sozialwissenschaftler und seit 2005 Vorsitzender SPD Kreis Unna (Nordrhein-Westfalen) und Mitglied SPD-Parteivorstand.
Der Ausschuss für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung mit 38 Mitgliedern berät langfristige Weichenstellungen in der Forschungs- und Bildungspolitik, etwa in der Förderung des Forschungsstandortes und in der Hochschul- und Berufsausbildung.

Auskömmliche Förderung notwendig, Bedeutung der Deutschen Auslandsschulen hervorgehoben

Der WDA hat die Problematik der Förderung der Deutschen Auslandsschulen dargestellt. Es fehlt nicht nur an ausreichender, stabiler Finanzierung, sondern auch an einer guten Balance zwischen gesetzlicher und freiwilliger finanzieller Förderung. Der Mehrwert der Deutschen Auslandsschulen für Gesellschaft und Wirtschaft sei groß.
Kaczmarek würdigte die Deutschen Auslandsschulen, sie seien mehr als nur Wege zur Beschulung Deutscher oder an Deutschland Interessierter. Sie würden mehr als nur deutsche Schülerinnen und Schüler erreichen, seien Teil der Außenpolitik. Daher seien sie kein nice to have, sondern ein Schwerpunkt. WDA-Vorstandsvorsitzenden Heilke Daun lud ein, die Deutschen Auslandsschulen zu besuchen, was positiv aufgenommen wurde.

Ansatzpunkt für die weitere Zusammenarbeit seien die berufliche und nachhaltige Bildung sowie die MINT-Fächer und der Beitrag, den die Deutschen Auslandsschulen dazu und zum Fachkräftemangel leisten könnten. Auch die internationale Lehrerbildung und der Beitrag der Rückkehrer wurden als Besonderheiten der Deutschen Auslandsschulen hervorgehoben.

An dem Gespräch nahmen für den WDA Vorstandsvorsitzende Heilke Daun, stv. Vorstandsvorsitzender Ludwig Johannsen und WDA-Geschäftsführer Thilo Klingebiel teil. Der weitere Austausch wurde vereinbart. Die neben Herrn Kaczmarek am Gespräch teilnehmende Assistentin Sophie Domres kennt die Deutschen Auslandsschulen, sie war zum Austausch an der Deutschen Schule Puebla, Mexiko.

100 % Kürzung der freiwilligen finanziellen Förderung

Der Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2025 vom 17. Juli zeigt die geplante Förderung der Deutschen Auslandsschulen im nächsten Jahr. Die freiwillige finanzielle Förderung soll um 100 % gekürzt werden. Schulen mit gesetzlichem Anspruch erhalten ihre Förderung als sogenannte Anspruchsförderung für jeweils drei Jahre auf der Grundlage des Auslandsschulgesetzes. Trotz Auslandsschulgesetz haben dabei immer noch ca. 21 % der Schulen keinen Anspruch auf Förderung und werden freiwillig über Zuwendungen gefördert. Auch bei den gesetzlich geförderten Schulen bleibt die zusätzliche freiwillige Förderung die Regel. Für das nächste Jahr soll die freiwillige finanzielle Förderung um 100 % gekürzt werden. Dies setzt die Deutschen Auslandsschulen unter Druck, denn sie sind die Mittlerorganisationen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik Deutschlands mit dem höchsten Eigenanteil an der Finanzierung.

Was die Deutschen Auslandsschulen benötigen

In dem Gespräch wies der WDA auf notwendige Maßnahmen hin, die auch in den letzten Stellungnahmen des WDA und den darin übergeordnet formulierten Erwartungen enthalten sind:

  • Erhöhung und Verstetigung der freiwilligen und gesetzlichen Förderung, um die Kostensteigerungen auffangen zu können, die sich automatisch aus dem Auslandsschulgesetz ergeben
  • Ein Nothilfetopf für die Bewältigung der Folgen der globalen Krisen
  • Zusätzliche Mittel, um Spielraum für die nachhaltige Entwicklung der Deutschen Auslandsschulen zu schaffen

Derzeit läuft die politische Interessenvertretung des WDA auf Hochtouren. Kürzlich war der WDA auch im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und hat über die Existenzsicherung durch einen auskömmlichen Schulfonds gesprochen. Dabei brachten wir unsere aktuelle WDA-Stellungnahme ein. Die WDA-Stellungnahme Masterplan Deutsche Auslandsschulen – Existenzsicherung durch auskömmlichen Schulfonds muss Priorität haben verdeutlicht die Auswirkungen der aktuellen und geplanten Einsparungen bei den Deutschen Auslandsschulen. Die Stellungnahme baut auf der Athener Erklärung als gemeinsame Abschlusserklärung des 6. Weltkongresses Deutscher Auslandsschulen sowie der Allianzstellungnahme „Nachhaltige Förderung und Entwicklung der Deutschen Auslandsschulen priorisieren“ von WDA und Lehrerverbänden in Koordination mit den Beiräten auf.

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