Interview mit Dr. Völker, Geschäftsführer Didacta Verband: Impulse der Auslandsschulen in deutsche Bildungslandschaft zurückfließen lassen

Der Didacta Verband und der WDA arbeiten seit 2010 eng zusammen. Die Deutschen Auslandsschulen sind jedes Jahr auf der internationalen Bildungsmesse didacta vertreten, um Personal anzuwerben und sich auszutauschen. Der Didacta Verband ist ideeller Träger der didacta – Europas größter Bildungsmesse, seit Sommer 2024 leitet Dr. Norbert Völker den Verband. In diesem Interview, das der WDA mit ihm führte, schildert Dr. Völker seine Erfahrungen sowie Eindrücke und Visionen zur didacta und den Deutschen Auslandsschulen.

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Dr. Norbert Völker ist seit fast 25 Jahren im Bildungsbereich tätig. Über die Rolle der Deutschen Auslandsschulen spricht er im Interview. Bild: didacta/Dr. Norbert Völker.

Der WDA und der Didacta Verband kooperieren seit 2010 in unterschiedlichen Bereichen zur Förderung der Deutschen Auslandsschulen. Dazu zählt, dass der WDA selbst seit vielen Jahren auf der didacta vertreten ist, oft mit eigenem Stand, in Unterstützung durch die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) und auch mit dem WDA-Management Forum. Auch im Rahmen der WDA-Tagung gibt es oftmals eine Kooperation. Über die Jahre hat sich die Zusammenarbeit weiterentwickelt. 2019 hat der WDA beispielsweise die Wertschöpfung der Auslandsschulen in Kooperation mit dem Didacta Verband dargestellt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wird auch mit dem neuen Geschäftsführer des Didacta Verbands fortgeführt.

Welche Rolle spielen die Deutschen Auslandsschulen in Ihrer Arbeit? Welche Anknüpfungspunkte gibt es, etwa im Bereich Fachkräfteentwicklung?

Die Deutschen Auslandsschulen sind Botschafter für Bildung „Made in Germany“ und leisten vor allem auch für Expats und deren Familien einen wichtigen Beitrag zur internationalen Vernetzung. In meiner Arbeit sehe ich sie als Vorbilder für eine ganzheitliche Bildung, die neben akademischen Inhalten auch interkulturelle Kompetenzen fördert. Besonders im Bereich Fachkräfteentwicklung gibt es zahlreiche Anknüpfungspunkte: Sei es durch die Förderung dualer Ausbildungsmodelle im Ausland oder durch Kooperationen mit Unternehmen, die globale Fachkräfte suchen. Hier möchte ich den Dialog zwischen den Schulen, Unternehmen und Institutionen intensivieren, um nachhaltige Lösungen zu entwickeln. Eine Zusammenarbeit der Auslandsschulen mit weiteren im Ausland aktiven deutschen Institutionen zur Verbreitung auch unserer kulturellen Vielfalt wäre wünschenswert.

Welche sind die großen Themen der Bildungsbranche in Zukunft, die auch die Deutschen Auslandsschulen betreffen?

Die Bildungsbranche steht vor großen Herausforderungen: Digitalisierung, Fachkräftemangel, Inklusion und die Anpassung an sich wandelnde Arbeitsmärkte sind zentrale Themen. Die Mitglieder des Didacta Verbands bieten ein vielfältiges Angebot, diese modernen Technologien nicht nur zu integrieren, sondern auch flexible und zukunftsorientierte Lernmodelle gemeinsam mit den Deutschen Auslandsschulen zu entwickeln. Nachhaltigkeit wird ebenfalls eine wichtige Rolle spielen – sowohl im Lehrplan als auch in der Schulorganisation. Überdies werden internationale Netzwerke und Partnerschaften immer wichtiger, um Schülerinnen und Schüler optimal auf eine globalisierte Welt vorzubereiten. Der Didacta Verband wird diese Themen aktiv begleiten und als Plattform für Austausch und Innovation dienen. Hierzu werden wir uns auch weiter mit dem WDA austauschen.

Was sind Ihre Pläne für die renommierte Bildungsmesse didacta?

Die didacta ist der führende Treffpunkt für Bildungsexpertinnen und Bildungsexperten, Anbietende und Entscheidungstragende. Für Februar 2025 planen wir, die Themen Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Ganztagsbetreuung noch stärker in den Fokus zu rücken und haben der Messe darüber hinaus das Motto „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie“ gegeben. Die Deutschen Auslandsschulen sind ein wichtiger Bestandteil dieses Netzwerks, und wir freuen uns, dass sie trotz erheblicher Budgetkürzungen wieder zahlreich auf der didacta vertreten sein werden. Ziel ist es, diese wertvollen Impulse in die deutsche Bildungslandschaft zurückfließen zu lassen. Auch die Zusammenarbeit mit dem WDA werden wir auf der Messe fortführen, da wir diesen Austausch seit nun knapp 15 Jahren als wertvoll ansehen. Daher sind wir auch in diesem Jahr wieder offizieller Partner des WDA-Management Forums, das vom 11. bis zum 14. Februar auf der didacta in Stuttgart stattfindet. Die Veranstaltung bietet Führungskräften Deutscher Auslandsschulen spannende Keynotes, Weiterbildung, Austausch und Workshops im interaktiven Format an.

Sie sind seit 1. Juli 2024 neuer Geschäftsführer im Didacta Verband, zuvor waren Sie beim Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau e. V. (VDMA). Wieso haben Sie sich für den Didacta Verband entschieden?

Ich bin seit fast 25 Jahren im Bildungsbereich aktiv. An der Technischen Universität Darmstadt habe ich die Lehre in der Werkstoffkunde der Ingenieurausbildung modernisiert und dabei auch promoviert. Mein Fokus lag dabei darauf, die Kompetenzentwicklung für angehende Ingenieure auf die Zukunft auszurichten und diese durch moderne Lehrformen vermitteln zu können. Während eines zweijährigen Aufenthalts in Botswana arbeitete ich für das dortige Bildungsministerium. Dort entwickelte ich Trainingsprogramme für Mechatroniker im Bereich schwerer Maschinen für moderne Diamantenminen und koordinierte dafür die Zusammenarbeit zwischen Industrie, Regierung und Schulen. Nach meiner Rückkehr übernahm ich beim VDMA die Leitung des Projekts „Maschinenhaus“, das durch bessere Lehrqualität die Studienabbrüche im Maschinenbau und in der Elektrotechnik deutlich reduzierte. Hier beriet ich über 25 Hochschulen und Universitäten. Anschließend leitete ich die Initiative „Skilled Workers for Africa“ und etablierte mit afrikanischen Partnern in Botswana, Kenia und Nigeria Trainingszentren, die 3-jährige Berufsausbildungen zur Mechatronik und Industriemechanik auf deutschem Niveau anbieten. Der Wechsel zum Didacta Verband war für mich eine bewusste Entscheidung, da ich dem Thema Bildung eine noch größere Aufmerksamkeit geben kann. Meine Erfahrungen im VDMA haben mir gezeigt, wie entscheidend qualifizierte Fachkräfte für die Wirtschaft in Deutschland und weltweit sind und ich sehe im Bildungsbereich die Basis für nachhaltige Entwicklungen. Zudem bin ich als langjähriger Verfechter interdisziplinärer Zusammenarbeit begeistert von der Möglichkeit, mit dem Didacta Verband einen Beitrag zur Stärkung der Bildungslandschaft zu leisten. Mein beruflicher Hintergrund kombiniert Kenntnisse aus der Industrie mit einem tiefen Interesse an Bildungsfragen, was mir hilft, innovative Ansätze für die Arbeit im Verband einzubringen.

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