Olaf Zimmermann, Geschäftsführer Deutscher Kulturrat (links im Bild), und Thilo Klingebiel, WDA-Geschäftsführer, stehen in regelmäßigem Austausch. Hier: auf der aktuellen Veranstaltung zur Zukunft der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Foto: WDA.
Auslandsschulen als “Mittler”, die Bindung erzeugen
Die Präsidentin des Goethe-Instituts, Gesche Joost, und der Präsident des Deutschen Kulturrates, Christian Höppner, begrüßten die Anwesenden.
Anschließend sprach Serap Güler, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, MdB, in ihrem Impuls über Freiheit als das Kerngeschäft der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP). Sie zählte die 136 Auslandsschulen und mehr als 2000 Partnerschulen explizit zu den „Mittlern“, die „in und für die Freiheit“ arbeiten. Ihrer Ansicht nach schreiben diese Schulen „menschliche Geschichten“, indem sie „Bildung an unserer Wertebindung, an unserer Sprache und Kultur“ schaffen, und somit am Ende „Bindung an uns“ erzeugen. Dies definierte sie als „Soft Power“ und einen „ganz essenziellen Faktor“ für den Wohlstand, sowohl in Deutschland als auch in den Heimatländern der Schülerinnen und Schüler. Sie erwähnte, dies bei ihrer ersten Reise als Staatsministerin in die Türkei selbst festgestellt zu haben.
Staatsministerin Serap Güler nahm an der WDA-Tagung im Juni 2025 teil. Damals sagte sie in ihrem Grußwort: "Deutsche Auslandsschulen tragen ein positives Deutschlandbild in die Welt" und sie seien "demokratische Leuchttürme in Zeiten der Krisen".
Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik: klare Ziele und verlässliche Mittel
Die anschließende Podiumsdiskussion im Goethe-Institut „Bedeutung und Ausrichtung der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in der 21. Legislaturperiode“ beleuchtete die Rolle der AKBP in einer sich wandelnden globalen Landschaft. Die Diskussionsteilnehmenden sprachen über die strategische Bedeutung der AKBP für deutsche Interessen wie Freiheit, Sicherheit und Wohlstand und betonten die Notwendigkeit einer Neuausrichtung und angemessener Finanzierung.
Auf dem Podium diskutierten Ellen Demuth, MdB (CDU/CSU), Nancy Faeser, MdB (SPD), Claudia Roth, MdB (Bündnis 90/Die Grünen) und Maren Kaminski, MdB (Die Linke). Moderiert wurde das Gespräch von Vladimir Balzer, Journalist und Kulturmoderator.
Für die Deutschen Auslandsschulen ergaben sich dabei die folgenden relevanten Perspektiven:
- MdB Nancy Faeser (SPD): Frau Faeser verbindet mit der AKBP die Kraft, „Menschen zusammenzuführen und das gegenseitige Verständnis zu stärken“, um ein positives Deutschlandbild zu prägen. Sie kämpft „gerade intern dafür, dass das aufgestockt wird,“ und bezog sich dabei auf „die Auslandsschulen, die deutschen Schulen im Ausland,“ sowie auf „die Gelder, die wir für Kooperationen mit anderen Schulen brauchen“. Sie hält dies für „ganz entscheidend“ zur Stärkung der Demokratie „von unten“ und betonte die Notwendigkeit, AKBP-Akteure stärker in gesamtstaatliche Strategien wie die Fachkräftestrategie einzubinden. Sie ist der Meinung, dass Kultur eine wichtige Funktion in ihrer Unabhängigkeit hat und zur Stärkung der Demokratie beiträgt.
- Maren Kaminski, MdB (Die Linke): Frau Kaminski, die aus dem Bildungsbereich kommt, sprach davon, dass „Schulen auch Schmelztiegel“ sind, in denen kultureller Austausch „so positive Wirkung“ entfaltet, „wie kein Lehrplan, das auffangen kann“. Sie hob hervor, dass Kultur und Bildung die Fähigkeit besitzen, „Brücken zu bauen“, selbst wenn sprachliche Verständigung zunächst nicht möglich ist. Frau Kaminski betonte die „Unabhängigkeit“ der AKBP als „Wesensmerkmal“, um im kulturellen Austausch zu bleiben und „Gesprächskanäle offen[zu]halten“, auch wenn sich die politische Debatte in anderen Ländern verschärft.
- Claudia Roth, MdB (Die Grünen) nahm am Podium teil und sagte in der Sitzung des deutschen Bundestags am 17.9.2025 “…das Goethe-Institut, der DAAD, die AvH (Anm. Redaktion: Alexander von Humboldt-Stiftung), Auslandsschulen, politische Stiftungen –, sie alle stehen weltweit massiv unter Druck. Wir müssen sie stärken; denn ihre Partner/-innen brauchen Schutzräume, Austausch, Debatte und Vielfalt. Und sie brauchen die Verlässlichkeit Deutschlands. (Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Wenn aber Millionen aus dem Haushalt gestrichen werden, dann wird das den großen Herausforderungen überhaupt nicht gerecht, und dann wird eine Chance vertan.”
Professor Höppner nannte die deutschen Auslandsschulen bereits in seiner Eingangsrede explizit als Teil der „Vielfalt der Akteure“ und des „Netzwerks kulturelle[r] Akteure“. Dieses Netzwerk sei ein „unermesslicher Schatz in der multilateralen Zusammenarbeit und prägt das Bild Deutschlands kultureller Vielfalt“. Er betonte, dass die „Trägervielfalt gewürdigt, die Staatsferne gewährleistet wird und die Akteure auftragsgemäß finanziert werden“ müssen, um angesichts globaler Bedrohungen „wirkmächtig“ zu sein.
An dem Podium nahmen Bundestagsabgeordnete teil, die in der aktuellen 21. Legislaturperiode auch im Auswärtigen Ausschuss oder im Ausschuss für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugendliche vertreten sind. Diese Ausschüsse, insbesondere der Auswärtige Ausschuss, beschäftigen sich auch mit den Themen zu den Deutschen Auslandsschulen. Diese Bundestagsabgeordneten sind daher wichtige Ansprechpartnerinnen für die Gemeinschaft der Deutschen Auslandsschulen.
Ein Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (UAKBP) ist geplant und bisher nicht eingesetzt.
Haushaltslage angespannt, Aufstockung notwendig
Die Haushaltslage ist angespannt, trotzdem wurde deutlich, dass sich die Abgeordneten bei der Podiumsdiskussion fraktionsübergreifend für eine Aufstockung der Mittel für die AKBP einsetzen. Auch die Unabhängigkeit als Wesensmerkmal des Mittlerprinzips wurde vom Podium übereinstimmend bestärkt. Wirkung und Glaubwürdigkeit der AKBP entstünden erst durch unabhängige Mittlerorganisationen und ihren festen Platz in den Kultur- und Bildungslandschaften der Gastländer.
In seiner Abschlussrunde der Podiumsdiskussion unterstrich Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, erneut, die Bedeutung des Prinzips der Unabhängigkeit der Kulturmittlerorganisationen. Es verkörpere die demokratischen Prinzipien, für die Deutschland stehe. Johannes Ebert, Generalsekretär des Goethe-Instituts, wies auf den Beitrag hin, den die AKBP und das Goethe-Institut zu den von Staatsministerin Serap Güler formulierten Zielen der Bundesregierung leisten, wie im Bereich der Vorbereitung von Fachkräften.
Bei der gemeinsamen Veranstaltung des Goethe-Instituts und des Deutschen Kulturrats wurde auch die September-Ausgabe von Politik & Kultur, der Zeitung des Deutschen Kulturrates, vorgestellt. Die Ausgabe steht unter dem Schwerpunkt „Deutschland und die Welt – Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik“. In der Zeitschrift erklärt auch WDA-Geschäftsführer Thilo Klingebiel die Anliegen der Deutschen Auslandsschulen und das aktuelle Positionspapier des WDA, die Berliner Erklärung. Thilo Klingebiel war auf Einladung vor Ort bei der aktuellen Veranstaltung vertreten.
Die Deutschen Auslandsschulen erhalten durch die Zeitschrift und die Veranstaltung weitere wirkungsvolle Plattformen und erhöhte Aufmerksamkeit.
Berliner Erklärung: Deutsche Auslandsschulen so wertvoll wie nie
Die Berliner Erklärung des WDA unterstreicht den unverzichtbaren Beitrag der Deutschen Auslandsschulen zur internationalen Bildungs- und Wertegemeinschaft.
Weltweit vermitteln die Deutschen Auslandsschulen Werte wie Demokratie, Freiheit, Vielfalt und kulturelle Offenheit. Sie fördern exzellente mehrsprachige Bildung, die deutsche Sprache und Innovation, sichern Fachkräftepotenziale, stärken den Wirtschaftsstandort Deutschland und schaffen Vertrauen in einer Welt im Wandel. Als Orte der Verständigung und Teil wertebasierter Außenpolitik sind Deutsche Auslandsschulen heute relevanter denn je.
Um die Deutschen Auslandsschulen langfristig, planbar und partnerschaftlich in die Zukunft zu führen, stehen vier Kernforderungen und weitere zwölf Aspekte im Zentrum der Berliner Erklärung. Die vier Kernforderungen sind:
- Existenz sichern – Personalkosten auslagern
- Gleichwertigkeit und Vielfalt der Abschlüsse
- Verlässlichkeit durch langfristige Förderstrategien
- Partnerschaft auf Augenhöhe
Die Berliner Erklärung ist ein klares Signal an Politik und Gesellschaft, die Deutschen Auslandsschulen langfristig, planbar und partnerschaftlich zu unterstützen – insbesondere zu Beginn einer neuen Legislaturperiode in Deutschland.
Weitere Informationen
- Berliner Erklärung des WDA aus 2025
- Positionspapier des WDA für die 21. Legislaturperiode des Deutschen Bundestages
- WDA-Beitrag in „Politik & Kultur“
- Deutsche Auslandsschulen im Blick: Interview mit Staatsministerin Serap Güler
- Tuğçe Sena Ormancı, Alumna des Istanbul Erkek Lisesi, spricht im Videointerview über ihre Schulzeit an einer Deutschen Auslandsschule in der Türkei
- https://www.kulturrat.de/veranstaltungen/16-september-podiumsdiskussion/
- Bericht des Goethe-Instituts über die Veranstaltung
- Webseite Politik & Kultur
- Webseite Deutscher Kulturrat
- Protokoll der 24. Sitzung des 21. Deutschen Bundestages