„Zwischen Vision und Finanzierungslücke“ – Politik im Gespräch über die Zukunft der Deutschen Auslandsschulen

Im Rahmen der WDA-Tagung 2025 kamen Vertreterinnen und Vertreter aus dem Deutschen Bundestag, dem Auswärtigen Amt, der Wissenschaft und dem WDA zum Podium Politik "Quo vadis Deutsche Auslandsschulen? Zwischen Vision und Finanzierungslücke“ zusammen. Moderiert von David Nescholta, Vorstandsmitglied des WDA, diskutierten sie über die strategische Ausrichtung des Auslandsschulwesens, den Reformbedarf in der Finanzierung und den Stellenwert der Deutschen Auslandsschulen in der deutschen Außen- und Bildungspolitik.

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Podiumsdiskussion auf der WDA-Tagung 2025 in Berlin. Foto: WDA / Jan Michalko.

Brücken bauen und Werte vermitteln – die politische Perspektive

WDA-Vorstandsvorsitzende Heilke Daun referenzierte in ihrem Grußwort vor dem Panel auf Bundesaußenminister Dr. Johann Wadephul, der bei Amtsantritt betont hatte, wie wichtig funktionierende Partnerschaften weltweit seien. In diesem Zusammenhang beschrieb sie die Deutschen Auslandsschulen als ein „Netzwerk der Herzen“, das Brücken zwischen Kulturen, Generationen und Nationen baut.

Deutschland, Berlin. WDA-Symposium im Change Hub Berlin. 06.06.2025 Photo Jan Michalko
WDA-Vorstandsvorsitzende Heilke Daun sprach ein Grußwort vor dem politischen Podium. Fotos: WDA / Jan Michalko.

Staatsministerin Serap Güler würdigte in ihrem Grußwort das Engagement der ehrenamtlichen Vorstände an den Schulen. Sie betonte, dass Deutsche Auslandsschulen nicht nur ein positives Deutschlandbild in die Welt tragen, sondern auch „demokratische Leuchttürme in Zeiten der Krisen“ seien. Zugleich verwies sie auf die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung – auch mit Blick auf die angespannte Haushaltslage. Ziel sei es, die Auslandsschulen über eine Finanzreform langfristig zukunftsfähig aufzustellen.

Bundestagsabgeordneter Thomas Erndl (CDU/CSU) hob hervor, wie wichtig die Deutschen Auslandsschulen als Teil des internationalen Erscheinungsbildes Deutschlands sind – und als „Türöffner für die Talente, die wir dringend brauchen“. Für ihn ist klar: Eine verlässliche öffentliche Förderung sei keine freiwillige Leistung, sondern Grundlage für das Fortbestehen des Systems.

Reformbedarf, Haushaltsrealität und Bildungsvisionen

Die Diskussion zeigte auch: Die Finanzierung des Auslandsschulwesens ist ein zentraler Knackpunkt. Jamila Schäfer (MdB) unterstrich die bildungspolitische Relevanz der Deutschen Auslandsschulen – etwa im Kontext der Fachkräftesicherung – und betonte zugleich, wie begrenzt die Spielräume derzeit seien. Die Haushaltslage sei angespannt, man habe um jeden Cent gerungen. Für die Zukunft brauche es neue Lösungen, die auch über den klassischen Schulfonds hinausreichen und den Wert demokratischer Bildungseinrichtungen berücksichtigen.

Heilke Daun betonte in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit einer besseren Planbarkeit für die Schulen und auskömmlicher finanzieller Mittel. Umverteilungen innerhalb des Systems könnten keine tragfähige Antwort sein.

Thomas Hacker, ehemaliger Bundestagsabgeordneter, wies darauf hin, dass angesichts stagnierender Steuereinnahmen neue Finanzierungsmodelle in den Blick genommen werden müssten. Er äußerte die Hoffnung, dass der Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik bald wieder eingerichtet werde – auch, um den Deutschen Auslandsschulen dort erneut eine starke Stimme zu geben.

Deutschland, Berlin. WDA-Symposium im Change Hub Berlin. 06.06.2025 Photo Jan Michalko
Die Teilnehmenden des Panels: Jamila Schäfer spricht über den Balanceakt der nachhaltigen Finanzierung. Fotos: WDA / Jan Michalko.

David Nescholta verwies auf die Verunsicherung vieler Schulträger in Bezug auf den angekündigten Masterplan. Dieser setze wichtige Impulse, lasse aber noch eine klare Vision für das Gesamtsystem vermissen. Die Vision für die Deutschen Auslandsschulen sollte mehr hervorgehoben werden.

Ralf Beste, Leiter der Abteilung Kultur und Gesellschaft im Auswärtigen Amt, betonte abschließend, wie entscheidend es sei, den langfristigen Mehrwert des Auslandsschulwesens klar zu benennen. Als Teil der deutschen „Soft Power“ vermittelten diese Schulen zentrale Werte wie Freiheit – und stärkten so das Bild Deutschlands in der Welt. Auch ein strategisch entwickeltes Alumni-Netzwerk könne dazu beitragen, den gesellschaftlichen Dialog über Deutschland weiterzutragen.

Prof. Dr. Kai Maaz vom DIPF ergänzte, dass Strukturreformen allein nicht ausreichten – entscheidend sei, wie auf Prozessebene Veränderungen wirken. Nur so könne der tatsächliche Mehrwert der Deutschen Auslandsschulen langfristig sichtbar gemacht werden. Die erhöhte Sichtbarkeit des Mehrwerts wäre zentral.

Deutschland, Berlin. WDA-Symposium im Change Hub Berlin. 06.06.2025 Photo Jan Michalko
Moderator David Nescholta unterstreicht: Es braucht eine starke Vision und Überzeugungsarbeit für die Deutschen Auslandsschulen. Fotos: WDA / Jan Michalko.

Die Teilnehmenden des Podium Politik – Quo vadis Deutsche Auslandsschulen? Zwischen Vision und Finanzierungslücke waren Jamila Schäfer, MdB, Deutscher Bundestag; Thomas Hacker, ehemaliges MdB, FDP, Deutscher Bundestag; Ralf Beste, Leiter der Abteilung Kultur und Gesellschaft, Auswärtiges Amt; Prof. Dr. Kai Maaz, geschäftsführender Direktor, DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation; Heilke Daun, Vorsitzende WDA / Deutsche Höhere Privatschule Windhoek; Moderation: David Nescholta, Mitglied des Vorstands WDA / Christliche Deutsche Schule Chiang Mai.

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