WDA-Tagung 2025: Die Allianz diskutiert zu Kernthemen der Berliner Erklärung

Im Rahmen der WDA-Tagung 2025 in Berlin diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Schulträgern und Schulleitungen zentrale Herausforderungen der Deutschen Auslandsschulen. Die Podiumsdiskussion zur Allianz widmete sich der Frage, welche Elemente der „Athener Erklärung“ von 2023 weiterhin tragen, welche an Relevanz verloren haben und welche neuen Anforderungen in der Berliner Erklärung berücksichtigt werden müssen. Moderiert wurde das Panel von Ludwig Johannsen, stellvertretender Vorsitzender des WDA. Es wurde deutlich: Es braucht langfristige Perspektiven, echte Partizipation und ein klares Bekenntnis zum pädagogischen Wert der Deutschen Auslandsschulen.

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Podiumsdiskussion der Allinaz auf der WDA-Tagung 2025 in Berlin. Foto: WDA / Jan Michalko.

Berliner Erklärung: Was bleibt, was kommt?

Ein zentrales Thema des Panels war die Frage, wie tragfähig die Inhalte der Athener Erklärung aus dem Jahr 2023 noch sind. Dr. Thomas Lother, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Lehrkräfte im Ausland (VDLiA), hob das Potenzial der Lehrkräfte hervor und wies darauf hin, dass das besondere Profil der Deutschen Auslandsschulen gefährdet sei. Die verschiedenen Schulmodelle, wie Abitur und GIB, dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. Zudem sprach er sich für mehr Synergien zwischen den Akteuren aus – beispielsweise bei praktischen Fragen wie dem Kindergeld. In diesen Bereichen, so Lother, könne die Allianz gemeinsam in der Interessenvertretung wichtige Impulse setzen, auch gegenüber dem Auswärtigen Amt.

Wilfried Auel, Vorstand der AGAL, GEW – Arbeitsgruppe Auslandslehrerinnen und Auslandslehrer, erinnerte daran, dass er das System der Deutschen Auslandsschulen seit 1991 begleite und heute, 2025, weiterhin großen Reformbedarf sehe. Er stellte die Grundsatzfrage: „Sanieren wir das alte Haus – oder reißen wir es ab und bauen es neu?“ Es fehle ein übergreifendes Gesamtkonzept für das Auslandsschulwesen. Auel plädierte dafür, ein Gremium zu schaffen, das verbindlich gehört werde – eingebunden sein sollten dabei auch Eltern und Schülerinnen und Schüler.

Deutschland, Berlin. WDA-Symposium im Change Hub Berlin. 06.06.2025 Photo Jan Michalko
Dr. Lother (Mitte) über die Herausforderungen der Deutschen Auslandsschulen mit Wilfried Auel (links) und Ralf Knieling . Foto: WDA / Jan Michalko

Planbarkeit, Partnerschaft und pädagogischer Wert

David Nescholta, Vorstandsmitglied des WDA und Vorstand und Sprecher des Vorständebeirats der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai, sagte, dass viele Entwicklungen aus Sicht der Schulträger eher als „Top-down“ wahrgenommen würden. Gewünscht sei dagegen eine echte Partnerschaft auf Augenhöhe. Die Schulen seien kein reiner Durchführungsapparat, sondern erbrächten einen hohen Mehrwert – es gäbe rund 85.000 Absolventinnen und Absolventen, von denen etwa zwei Drittel nicht deutschsprachig seien. Damit erschlössen die Auslandsschulen einen großen Markt für Deutschland.

Nescholta äußerte zudem die Sorge, dass das Alleinstellungsmerkmal der Deutschen Auslandsschulen verloren gehen könnte. Deutschland habe mit dem Abitur ein starkes Profil und solle dieses nicht aufgeben.

In Bezug auf die Förderpolitik des Bundes fragte er, nach welchen Kriterien künftig entschieden werde, welche Schulen Unterstützung erhalten. Die derzeitige Praxis sei zu flexibel, es brauche stattdessen mehr Planbarkeit und Transparenz. Er erinnerte daran, dass ein Bildungsgang im Ausland oft über 15 Jahre laufe und nicht wie manchmal ein Wirtschaftsbetrieb von Jahr zu Jahr gesteuert werden könne. Zudem nehme er wahr, dass derzeit mehr über Einsparungen gesprochen werde als über Werte. Man müsse wieder deutlicher herausstellen, was die Deutschen Auslandsschulen leisten – und was sie dafür benötigen.

Thomas Frey, Schulleiter des Istanbul Erkek Lisesi und Mitglied im Schulleitungsbeirat, forderte mehr Geschlossenheit unter den beteiligten Beiräten und Verbänden. Nur durch gemeinsames Auftreten könne der Wert der Deutschen Auslandsschulen in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik betont werden. Aus seiner Sicht sei insbesondere problematisch, dass Pädagogik und Bildung nicht einfach operationalisiert werden könne – was jedoch im angekündigten Masterplan der Bundesregierung angedeutet werde, sei in dieser Hinsicht bedenklich.

Auch Peter Hofer, Verwaltungsleiter der Deutschen Schule San José, äußerte sich kritisch zum Thema Planungssicherheit. Die im Masterplan angedeuteten Ideen seien beunruhigend, so Hofer. Schulentwicklung – etwa der Bau eines neuen, innovativen Campus – lasse sich nicht im Jahresrhythmus realisieren. Es brauche stabile und langfristige Rahmenbedingungen.

Deutschland, Berlin. WDA-Symposium im Change Hub Berlin. 06.06.2025 Photo Jan Michalko
Thomas Frey (Mitte) mit Peter Hofer (links) und David Nescholta (rechts). Foto: WDA / Jan Michalko

Moderator Ludwig Johannsen brachte die zentrale Forderung des Panels auf den Punkt: „Es geht um Qualität.“

Zum Abschluss sammelte das Podium zentrale Begriffe, die in die neue Berliner Erklärung einfließen sollten wie Mitbestimmung, langfristige Planbarkeit, Wert, Mehrwert und wertvoll, Zusammenhalt der Lehrkräfte, Wertschöpfung, Alleinstellungsmerkmal.

Die Teilnehmenden Podium Allianz – Berliner Erklärung Teil 1 waren
Wilfried Auel
, Vorstand der AGAL, GEW – Arbeitsgruppe Auslandslehrerinnen und Auslandslehrer (AGAL); Rolf Knieling, Auslandsschulreferent DPhV, Ministerialrat a.D.; Dr. Thomas Lother, Vorstandsvorsitzender VDLiA – Verband Deutscher Lehrkräfte im Ausland Deutscher Philologenverband; David Nescholta, Sprecher des Vorständebeirats, Christliche Deutsche Schule Chiang Mai, WDA-Vorstandsmitglied; Thomas Frey, Schulleiter / Schulleitungsbeirat Istanbul Erkek Lisesi; Peter Hofer, Verwaltungsleiter,Deutsche Schule San José. Moderation: Ludwig Johannsen, stellv. Vorsitzender Weltverband Deutscher Auslandsschulen.

Die Allianz: Zusammenschluss für gemeinsame Interessen

Die Allianz entstand 2023 als Reaktion auf einschneidende Kürzungen der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), die auch unterjährig griffen. Im Februar 2023 kamen auf Einladung des WDA erstmals Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Beiräte und Verbände zusammen. Ein weiteres Gespräch fand im März 2023 auf der didacta statt. Im Juni wurde daraufhin die Allianzstellungnahme verabschiedet, im Juli folgte die Athener Erklärung. Seitdem ist die Allianz eine Plattform für abgestimmte Positionen und regelmäßigen Austausch – mit dem Ziel, das Auslandsschulwesen nachhaltig zu stärken und gemeinsame Interessen wirkungsvoll zu vertreten.

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