Bundestag debattiert Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik

Der Bundestag hat über den 25. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik (AKBP) für das Jahr 2021 beraten. Die Politikerinnen und Politiker würdigten die große Bedeutung der AKBP und gingen zugleich auf aktuelle Herausforderungen ein. Susanne Hierl von der CDU/CSU widmete ihre Ansprache ausschließlich den Deutschen Auslandsschulen und den Einsparungen, wie aktuell bei den Prozessbegleitungen und Fortbildungen.

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Susanne Hierl (CDU/CSU) bei ihrer Rede im Deutschen Bundestag.

Zuständige Politikerinnen und Politiker des Auswärtigen Amts und aus allen Parteien sprachen am 25. Januar 2023 über den 25. Bericht der Bundesregierung zur AKBP für das Jahr 2021. Dabei legten die einzelnen Abgeordneten in der Diskussion verschiedene Schwerpunkte, etwa koloniales Erbe oder Zusammenspiel von nationaler und internationaler Kultur- und Bildungspolitik. Diesmal wurde insbesondere der Stellenwert der Deutschen Auslandsschulen und Fachkräftegewinnung häufig hervorgehoben.

Baerbock: Hervorragende Mittlerorganisationen

Außenministerin Annalena Baerbock eröffnete das Thema um die AKBP mit einer engagierten Rede, in der sie deren wachsende Bedeutung unterstrich, strategischeres Vorgehen dabei forderte und auch etwa die „hervorragenden Mittlerorganisationen“ wie die Auslandsschulen nannte. „Weil wir aber wissen, dass die Zehnjährigen, Fünfzehnjährigen der Welt vielleicht nicht zuerst an Deutsch als erste Fremdsprache denken, müssen wir auch unsere Auswärtige Bildungspolitik auf die Höhe der Zeit bringen, indem wir Abschlüsse konkurrenzfähig ausbauen, die Angebote verbessern – gerade auch im Zusammenspiel mit der Wirtschaft. Wenn wir unsere Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik so gezielt gestalten, dann ist sie eben auch im 21. Jahrhundert kein nice to have, dann ist sie ein essential to have“, so Baerbock. Damit setzte Baerbock den Ton für die weitere Debatte, in der viele Vortragende ebenfalls die Rolle der Deutschen Auslandsschulen besonders würdigten.

Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist die dritte Säule der deutschen Außenpolitik und bereitet ein breites Fundament für stabile internationale Beziehungen. Die Bundesregierung gibt den strategischen Rahmen für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik vor, umgesetzt werden die Projekte dann mithilfe von Partnerorganisationen, wie den Deutschen Auslandsschulen.

Hierl: den Blick auf die Deutschen Auslandsschulen lenken

Susanne Hierl von der CDU/CSU ist ordentliches Mitglied im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und mahnte in ihrer Rede vehement die wichtige Rolle der Deutschen Auslandsschulen an:

Wir haben mit den Deutschen Auslandsschulen und dem Pasch-Netzwerk die notwendige Infrastruktur und die Möglichkeiten, die Fachkräfte von morgen schon früh für Deutschland zu begeistern, ihnen die Sprache näherzubringen (…)

Die Politikerin betonte, dass diese bereits bestehenden Ressourcen in der Debatte der Ampel-Koalition zum Fachkräftemangel kaum eine Rolle spielen würden und nannte auch den Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft, der dies im Dezember 2022 feststellte. Die aktuelle Bundesregierung habe im Koalitionsvertrag festgelegt, das Auslandsschulnetz und das PASCH-Netzwerk durch einen Masterplan weiterzuentwickeln. Auch in der Fachkräftestrategie finde sich das PASCH-Netzwerk wieder, nicht aber explizit die Deutschen Auslandsschulen. Dabei ermöglichten doch gerade diese, alle deutschen Schulabschlüsse bis hin zum Abitur abzulegen.

Der WDA weist in mehreren Studien und Positionen auf die Bedeutung der Deutschen Auslandsschulen und die Gewinnung von Fachkräften hin, zuletzt im April 2022.

Auch Bettina Lugk, SPD, äußerte sich zum Fachkräftemangel und dass die Deutschen Auslandsschulen dazu beitragen würden, Fachkräfte für die heimischen Betriebe zu gewinnen, sie für Deutschland zu begeistern. Für die Unterstützung der Deutschen Auslandsschulen sprach sich explizit auch Thomas Rachel, CDU/CSU, aus. Auch Michelle Müntefering, Vorsitzende des Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik, würdigte das Engagement der Auslandsschulen

Fachkräftemangel: bestehende Strukturen stärken

Besonders bei der Fachkräftethematik käme den Deutschen Auslandsschulen hoher Stellenwert zu. Hierl machte das in ihrer Rede immer wieder deutlich und ging konkret auf die Streichung der Prozessbegleiter an den Schulen ein:

Statt nun vor dem Hintergrund des bestehenden Fachkräftemangels diese bestehenden Strukturen zu stärken, kürzt die Ampel die Mittel für die Deutschen Auslandsschulen um vier Millionen Euro und plant die Stellen für die Prozessbegleiteran den Auslandsschulen drastisch zu streichen.

Damit würden sich die Kolleginnen und Kollegen der Ampel in Widerspruch zu ihrem eigenen Koalitionsvertrag und den Aussagen ihrer Fachkräfteeinwanderungsstrategie bringen. Wenn es ihnen wirklich ernst sei und die Auslandsschulen für sie ein wichtiger Bestandteil der Fachkräfteeinwanderung darstellten, dann würden sie diese stärken, statt die Mittel zu kürzen.

Ohne Prozessbegleiter ist Qualitätsmanagement an den Schulen gefährdet

Aktuell hat die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), die dem Auswärtigen Amt untersteht, die Schulträger, die Schulleitungen und Verwaltungsleitungen darüber unterrichtet, dass keine Verlängerungen oder Nachbesetzungen von frei werdenden Prozessbegleitungsstellen mehr erfolgen. Die Prozessbegleiter unterstützen das pädagogische Qualitätsmanagement an den Schulen.
Außerdem wurde eine Reduktion der regionalen Fortbildung in Präsenz angekündigt. Die Maßnahmen werden damit begründet, dass erhebliche Einsparungsmaßnahmen für die Deutschen Auslandsschulen bevorstehen würden.
Der WDA-Vorstand ist darüber sehr enttäuscht und plädiert an alle Schulen in dieser Situation zur engen Zusammenarbeit und Solidarität. Nur gemeinsam könne der WDA die starke Stimme bilden, die nun notwendig sei, um die Bedarfe der Deutschen Auslandsschulen in einer durch Sparzwang und Krisen geprägten Zeit klar zu kommunizieren.
In seiner Aufgabe als Interessenvertreter wird der WDA weiterhin kontinuierlich einbringen, was die Deutschen Auslandsschulen benötigen, um ihre anerkannte Qualität erhalten zu können und wie die Rahmenbedingungen für die gemeinnützig getragenen Schulen, insbesondere bei der Förderung, zukunftsfähig gestaltet werden müssen.

Bericht: Deutschen Auslandsschulen sind eine tragende Säule der AKBP

Der 25. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik für das Jahr 2021 hält die Wichtigkeit der Deutschen Auslandsschulen schriftlich fest: ”Die Deutschen Auslandsschulen sind eine tragende Säule der AKBP und zentraler Ausgangspunkt für mit Deutschland verbundene Bildungsbiographien.“ Der Kabinettsbeschluss zu den Deutschen Auslandsschulen vom 16.07.2021 unterstreiche das zentrale Interesse der AKBP, die Deutschen Auslandsschulen kontinuierlich bei ihrer Weiterentwicklung im Kontext moderner, internationaler Bildung zu unterstützen. Er betone die Bereiche, die mit Blick auf die Zukunftsfähigkeit der Deutschen Auslandsschulen in den nächsten Jahren im Vordergrund stehen werden – so z. B. wo sinnvoll, ein dichteres Knüpfen des Auslandsschulnetzes, ein Fokus auf frühkindliche und berufliche Bildung, Digitalisierung, Inklusion und die Vermittlung demokratischer Werte.

WDA als Interessenvertreter

Der WDA steht in ständigem, konstruktivem Austausch mit den verantwortlichen Politikern. So fanden auch diese Woche bereits mehrere Gespräche zum Thema Finanzlage und Förderung statt und der WDA konnte seine Positionen und Anliegen einbringen – besonders auch bei den Mitgliedern des Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Die vom WDA geteilten Informationen und vorgebrachten Positionen sind insbesondere deutlich in die Ansprache von Frau Hierl eingeflossen.

Weitere Informationen

25. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik für das Jahr 2021

Stellungnahme des Netzwerkes Mobilität der deutschen Wirtschaft und des Weltverbandes Deutscher Auslandsschulen zu Auslandsschulen als Ressource der deutschen Wirtschaft: https://www.auslandsschulnetz.de/auslandsschulen-als-ressource-der-deutschen-wirtschaft-staerken/

Zum Bericht des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW): https://www.auslandsschulnetz.de/iw-unterstreicht-bedeutung-der-deutschen-auslandsschulen-fuer-fachkraeftesicherung/

Ziele auf Aufgaben der AKBP: https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/themen/kultur-und-gesellschaft/01-ziele-und-aufgaben

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