WDA-Auslandsschulkompass: mehr Existenzangst bei den Auslandsschulen

Der jüngste WDA-Auslandsschulkompass zeigt, dass die Lage im Herbst 2022 ernst ist: Obwohl sich die Corona-Situation in Teilen der Welt entspannt, sehen sich mehr Schulen in ihrer Existenz bedroht. Dabei verschärft die Energiekrise die finanziellen Sorgen zum Teil dramatisch.

Ein Diagramm aus dem Auslandsschulkompass

Zwar rechnen mittlerweile rund 22 Prozent der befragten Auslandsschulen für die kommenden sechs Monate nicht mehr mit Negativeffekten durch die Pandemie. Bei der vorherigen Umfrage hatte dieser Anteil noch unter 6 Prozent gelegen. Der Anteil der stark betroffenen Auslandsschulen sank leicht von über 20 Prozent im April 2022 auf nun knapp 15 Prozent ab. Doch ein weiteres Ergebnis der Umfrage spricht eine andere Sprache: Der Anteil derjenigen Schulen, die sich durch die Corona-Pandemie in ihrer Existenz bedroht sehen, ist spürbar von 7,6 Prozent auf 11,5 Prozent gestiegen. Insgesamt beurteilten mehr als doppelt so viele Schulen wie zuletzt ihre wirtschaftliche Lage als “schlecht”, nämlich 21,8 Prozent. Hier spiegelt sich nach Angaben der Schulen auch die kriegsbedingte Energiekrise wider, die einen wirtschaftlichen Schulbetrieb im Winterhalbjahr erschwert. Diese Ergebnisse aus seinem aktuellen “Auslandsschulkompass” bereiten dem Weltverband Deutscher Auslandsschulen Sorge. Denn der WDA hat sich das Ziel gesetzt, die Existenz aller Deutschen Auslandsschulen langfristig zu sichern.

Mehr Umsatz, aber keine Entspannung

Um die aktuelle Lage der Auslandsschulen nachzuvollziehen, wurden Fragen zum abgelaufenen Monat (August/September 2022) und zur wirtschaftlichen Situation (allgemein und saisonüblich) gestellt.

Die Beurteilung der wirtschaftlichen Lage fiel so schlecht aus wie zuletzt im Frühjahr 2021. Mehr als jede fünfte Schule (21,8 Prozent) bewertet sie momentan als “schlecht”. Zum dritten Mal in Folge wurden bei mindestens 26 Prozent der Auslandsschulen die Schulgebühren gegenüber dem Vormonat erhöht, wie der Auslandsschulkompass zeigt. Diesmal liegt der Anteil sogar bei einem Drittel (33,3 Prozent). Die Umsatzentwicklung insgesamt scheint sich stabilisiert zu haben: Die Daten entsprechen in etwa denen der beiden vorherigen Umfragen, nachdem im Sommer 2020 nur ein Viertel der befragten Schulen mit konstantem Umsatz rechnete, aber drei Viertel mit Umsatzrückgang planten. Dass diesmal 21,8 Prozent der Auslandsschulen eine Umsatzsteigerung bilanzieren, muss aber vor dem Hintergrund, dass das Vergleichsjahr ein wirtschaftlich schwieriges Pandemiejahr war, mit Vorsicht bewertet werden. Zumal auch wieder ähnlich viele Schulen (20,7 Prozent) weniger Umsatz verzeichnen.

Gemischter Ausblick: Wachstum und Corona-Probleme

Bei den Prognosen der Auslandsschulen für die nächsten drei bis sechs Monate fällt am deutlichsten die stärkere Existenzbedrohung durch die Corona-Pandemie ins Auge, die sich offensichtlich mit der Energiekosten-Problematik potenziert. Die Prognosen zur Zahl der Lehrerinnen und Lehrer beziehungsweise Schülerinnen und Schüler in den kommenden drei Monaten unterscheiden sich kaum von den beiden vorherigen Umfragen. In beiden Bereichen war die Antwort “bleibt in etwa gleich” klar die häufigste – mit einem Anteil von gut 80 Prozent für das Lehrerteam und über zwei Dritteln für die Schülerzahlen. Allerdings rechnen nur noch 21,8 Prozent der befragten Schulen (vorherige Umfrage: 27,1 Prozent) mit mehr Schülerinnen und Schülern. Die Erwartung, dass die Schülerzahlen sinken, war diesmal ausgeprägter: 11,5 Prozent (statt unter 5 Prozent) rechnen hier mit einer geringeren Auslastung.

Wichtige Zahlen und Daten

Der WDA-Auslandsschulkompass ist eine eingetragene Marke des WDA, der seine Mitgliedsschulen seit dem Frühjahr 2020 regelmäßig zur aktuellen Lage und zur erwarteten Entwicklung in den Folgemonaten befragt. Ins Leben gerufen wurde die Auswertung vor allem, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie besser einschätzen zu können. Auch unabhängig davon liefert die Umfrage wichtige Zahlen und valide Daten für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Wie die Umfrage-Ergebnisse aus dem September 2022 verdeutlichen, ist die Lage heterogen, nicht alle Auslandsschulen haben in ihren Teilen der Welt mit den gleichen Herausforderungen zu kämpfen. Umso wichtiger ist ein Überblick mithilfe von verlässlichen und vergleichbaren Zahlen, wie ihn der WDA mit dem Instrument “Auslandsschulkompass” liefert.

Methodik

Für den „Auslandsschulkompass“ befragt der WDA regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Bewertung der aktuellen Lage. Sie beantworten im Rahmen dieser Evaluation eine Reihe standardisierter Fragen, die sowohl die aktuelle Situation als auch künftige Erwartungen betreffen. Abgefragt werden beispielsweise Einschätzungen zur Zahl der Schülerinnen und Schüler und zur Geschäftsentwicklung. Die regelmäßigen Umfragen erlauben Vergleiche im Zeitverlauf.

An der aktuellen, mittlerweile siebten Umfrage beteiligten sich 87 Auslandsschulen. Die Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 85% der anerkannten 135 Deutschen Auslandsschulen, wurden vom 19. bis zum 30. September 2022 via Online-Umfrage befragt. Die Befragung richtete sich an die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleiterinnen und Schulleiter, Geschäftsführung, Beauftragte des Vorstands wie auch Verwaltungsleiterinnen und Verwaltungsleiter.

Alle Ergebnisse der Umfrage

Über das WDA-Auslandsschulkompass Dashboard können Sie alle Ergebnisse einsehen.

Die drei vorherigen Umfragen

Pressekontakt

Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA)
Tel.: +49 (0)30 – 280 449 21
E-Mail: presse(at)auslandsschulnetz.de
Web: www.auslandsschulnetz.de // www.lehrer-weltweit.de

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