Strukturen schützen und fördern

Thomas Erndl, MdB, konnte 2020 als Schirmherr des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen gewonnen werden. Im Interview spricht er über die Not der Schulen in der Corona Pandemie, den Austausch mit der Schulfamilie und Spaziergänge in Niederbayern.

„Unser wichtigster Grundsatz war: wir lassen keine Schule zurück.“ – Thomas Erndl, MdB

Mitten in der Corona Pandemie sind Sie Schirmherr des WDA geworden. Wie haben Sie die ersten Monate mit dieser Aufgabe erlebt?

Das war tatsächlich eine außergewöhnliche Zeit, weil sie natürlich auch die Abgeordnetenrolle verändert hat. Die Präsenztermine, die vielen Veranstaltungen im Wahlkreis oder in Berlin fielen natürlich erst einmal weg. Als ich die Schirmherrschaft des WDA übernommen habe, lag die erste Corona-Welle in Deutschland gerade hinter uns. Da hatten wir gedacht, dass wir da ganz gut durchgekommen sind und es mit ein bisschen Vorsicht gut weitergeht. Aber leider hat sich das dann ganz anders entwickelt.

Natürlich haben wir die Deutschen Auslandsschulen immer im Blick gehabt. Ich habe gesehen, dass zum Beispiel viele Schülerinnen und Schüler an den Auslandsschulen weggefallen sind. Deswegen war mir und den anderen Mitgliedern des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ziemlich schnell klar, dass da Unterstützung notwendig ist. So haben wir gleich erste Gespräche dazu geführt.

Unser wichtigster Grundsatz war: wir lassen keine Schule zurück. Es sollten keine Strukturen beschädigt werden. Die Deutschen Auslandsschulen sollten so erhalten bleiben, wie sie aufgestellt waren. Mein Ziel war es, dass wir mit vereinten Kräften durch diese schwierige Zeit kommen. Deswegen war es gut, dass wir schon beim ersten Nachtragshaushalt das große Paket mit rund 70 Mio. Euro für die Corona Notfallhilfe auf den Weg bringen konnten. Für 2021 konnte ja nochmal ein großer Betrag zusätzlich bereitgestellt werden. Das war unser wichtigster Erfolg im letzten Jahr.

Dennoch bleiben die Herausforderungen insgesamt groß. Ich verfolge sehr genau, ob die Mittel reichen und wie sich die Situation entwickelt. Denn der WDA-Auslandsschulkompass zeigt ja, dass es immer noch eine Reihe von Schulen gibt, die Existenzängste haben. Deswegen behalte ich das alles weiter genau im Blick.

Für mich ist die Schirmherrschaft des WDA eine schöne und spannende Aufgabe. Ich sehe es als meine Rolle, die Auslandsschulen im parlamentarischen Bereich noch besser sichtbar zu machen. Vor allem der Austausch mit der internationalen Schulfamilie ist immer sehr bereichernd für mich.

Wie zufrieden sind Sie mit dem Umgang der Bundesregierung mit dem Entschließungsantrag zum Auslandsschulwesen vom November 2019?

Die Corona Pandemie hat viele Planungen durcheinandergebracht und auch verzögert. Wir hatten die Bundesregierung ja damals aufgefordert, die Evaluation voranzubringen und die Ergebnisse vorzulegen. Das ist mittlerweile erfolgt. Die Wirkungen des Auslandsschulgesetzes wurden untersucht, dargestellt und Schlüsse gezogen. Das war ein ganz wichtiger Schritt. Bis jetzt hat die Regierung also geliefert.

Jetzt geht es darum, aus diesen Schlüssen und Erkenntnissen die nächsten Schritte abzuleiten. Wir haben im Unterausschuss eine konkrete Liste an Maßnahmen, die vom Auswärtigen Amt erarbeitet wurde. Der Unterausschuss war darin eingebunden und hat auch Rückmeldungen gegeben. Jetzt geht es um die politische Umsetzung. Das ist der schwierigere Teil.

Thomas Erndl, MdB, ist Schirmherr des Welterbands Deutscher Auslandsschulen
„Der Austausch mit der internationalen Schulfamilie ist sehr bereichernd für mich.“ – Thomas Erndl, MdB

Ein Punkt, den wir im Auslandsschulgesetz konkret ändern wollen, ist die Absenkung der Anzahl der Abschlüsse, also der Schwelle, ab der eine gesetzliche Förderung möglich ist. So könnten wir mehr Schulen von der freiwilligen in die gesetzliche Förderung bringen. Der zweite Punkt, den wir gesetzlich ändern wollen, ist das Kindergeldgesetz. So hätten wir einen einheitlichen Anspruch auf Kindergeld für die Lehrerinnen und Lehrer im Ausland. Das sind zwei Dinge, die wir aktuell aus dem Unterausschuss für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik vorantreiben. Viele Änderungen hängen letztlich von der Haushaltsentwicklung ab. Ich glaube, es ist jetzt zunächst einmal wichtig, die Strukturen und die Ausstattung der Deutschen Auslandsschulen so zu erhalten, wie sie sind. Meine Rolle als Schirmherr des WDA verstehe ich auch so, bei den Haushältern für die Auslandsschulen zu werben.

Werden Sie erneut für den Bundestag kandidieren?

Ja, ich werde wieder in meinem Wahlkreis Deggendorf kandidieren. Die dafür notwendigen Vorbereitungen laufen derzeit. Ich hoffe natürlich, dass ich wieder das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler gewinne und dann auch dem nächsten Bundestag angehöre. Dann würde ich mich auch sehr gern weiter für die Deutschen Auslandsschulen einsetzen.

Wie schöpfen Sie Kraft neben der politischen Arbeit?

Das Jahr 2020 war in der Tat ein anstrengendes Jahr. Als Familienvater hat sich auch zu Hause viel verändert. Meine drei Söhne, 10, 13 und 15 Jahre alt, haben auch die Erfahrung des Homeschoolings gemacht. Von daher konnte ich viele Herausforderungen an den Deutschen Auslandsschulen gut nachvollziehen. Mein wichtigster Ausgleich ist es, etwas zusammen mit der ganzen Familie zu machen. Wir gehen dann zum Beispiel gern gemeinsam in meinem Heimatort Künzing und Umgebung spazieren. Die Natur in Niederbayern ist wunderschön, ich kann den Besuch nur jedem ans Herz legen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Glen Wernecke im März 2021.

Das Interview erschien zuerst im Leistungsbericht 2020 des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen.

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