Den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis erhielt das Regionale Berufliche Bildungszentrum Müritz. Vier zweite Preise, die jeweils mit 30.000 dotiert sind, gewannen neben der Deutschen Europäischen Schule Singapur das Placida-Viel Berufskolleg Menden, IGS Buchholz aus Niedersachsen und die Havelmüller-Grundschule aus Berlin. Die zehn übrigen Finalisten gingen allerdings nicht leer aus: Sie erhielten je 5.000 Euro – plus die ehrlich gemeinte Anerkennung der Jury und den Applaus der anwesenden Schülerinnen und Schüler vor Ort bei der Veranstaltung im E-Werk in Berlin.
Jury lobt ganzheitlichen Ansatz
Die Deutsche Europäische Schule Singapur wurde für ihre gut vernetzten Teamstrukturen, professionelle Lerngemeinschaften und ihre vorbildhafte, systematische Ausbildung, die unter anderem auf Fünfjahrespläne setzt, ausgezeichnet, wie es in der Begründung der Jury hieß. Von den rund 420 Bildungsprofis der Schule und ihren über 1700 Schülerinnen und Schülern aus über 60 Nationen konnte natürlich nur eine kleine Delegation zur Preisverleihung nach Berlin fliegen. Die sichtlich erfreute und gerührte Gruppe war beinahe 24 Stunden unterwegs, um den Preis persönlich entgegenzunehmen.
Innovative Ideen aus der Praxis
Für Dr. Bernhard Straub, seit 2021 Geschäftsführer der Robert Bosch Stiftung, war es der erste Deutsche Schulpreis. Im Gespräch mit Moderator Mirko Drotschmann erläuterte er Idee und Zielsetzung des Wettbewerbs, den seine Stiftung maßgeblich finanziert: “Wir glauben, dass innovative Ideen nicht verordnet werden können, sondern in der Praxis heranreifen.” Solchen Ideen spüre die Stiftung hinterher “wie ein Trüffelschwein”. Jury-Mitglied Prof. Dr. Thorsten Bohl machte darauf aufmerksam, dass ein Kind im Leben durchschnittlich 15.000 Stunden zur Schule gehe. Es sei deshalb auch ein gesamtgesellschaftliches Interesse, die nächste Generation in dieser Unterrichtszeit möglichst gut auf die Zukunft vorzubereiten. Den mit 100.000 Euro dotierten Hauptpreis sollte eigentlich Bundeskanzler Olaf Scholz vergeben. Scholz musste aber wegen seiner Corona-Infektion der Präsenz-Veranstaltung fernbleiben. Den Kanzler vertrat die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger. Ihr Tipp aus der eigenen Schulzeit: Spickzettel anzufertigen sei völlig in Ordnung – aber nur als Merkhilfe, die beim Erinnern hilft. In Prüfungen müsste der Spicker dann gar nicht mehr zum Einsatz kommen, so die Ministerin.
Kein leichtes Spiel bis zur Endrunde
Für die Endrunde des mittlerweile 16. Wettbewerbs hatten sich im Sommer 15 Schulen qualifiziert: 14 Schulen aus dem föderalen System in Deutschland und die Deutsche Europäische Schule Singapur als Auslandsschule. Zuvor hatten sie alle ein aufwendiges Bewerbungsverfahren durchlaufen. Eine 50-köpfige Jury aus der Schulpraxis, Bildungsverwaltung und passenden wissenschaftlichen Fachbereichen hatte zunächst auf Basis der Bewerbungsunterlagen 20 Schulen ausgewählt. Im Mai und Juni wurden sie dann von Juryteams besucht und begutachtet.
Seit der ersten Preisverleihung 2006 haben sich bis heute rund 2.500 Schulen für den Deutschen Schulpreis beworben, von denen 92 im Lauf der Jahre ausgezeichnet wurden. Bei der Entscheidung über die Preisträger bewertet die Jury sechs Qualitätsbereiche: „Unterrichtsqualität“, „Leistung“, „Umgang mit Vielfalt“, „Verantwortung“, „Schulklima, Schulleben und außerschulische Partner“ und „Schule als lernende Institution“. 2022 stand die „Unterrichtsqualität“ im Fokus.
Vergeben wird der Preis von zwei großen Stiftungen, der Robert Bosch Stiftung GmbH und der Heidehof Stiftung. Als Kooperationspartner sind mit der ARD und der ZEIT-Verlagsgruppe zentrale Medien in Deutschland.
Auslandsschulen gehören dazu
In den vergangenen Jahren gehörten bereits mehrfach Auslandsschulen zu den Preisträgern beim Deutschen Schulpreis. 2019 überzeugte die Deutsche Schule “Mariscal Braun” aus La Paz (Bolivien) die Jury und gewann einen der zweiten Plätze, 2017 wurde die Deutsche Schule Rio de Janeiro ausgezeichnet, 2016 gehörte die Deutsche Internationale Schule Johannesburg zum Kreis der Preisträger.
Über die individuellen Auszeichnungen hinaus ist der Deutsche Schulpreis ein wichtiges Forum für das Auslandsschulnetz und die Interessen des WDA, etwa bezogen auf die internationale Bildung. Aus dem Wettbewerb ist mittlerweile ein Netzwerk von exzellenten Schulen, Profis aus der Schulpraxis wie auch Bildungswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern entstanden, die gemeinsam das Ziel verfolgen, die Schulentwicklung voranzutreiben.
Bewerbung für 2023 schon gestartet
Die Ausschreibung für den Deutschen Schulpreis 2023 läuft bereits an. Allgemeinbildende und berufsbildende Schulen in öffentlicher und privater Trägerschaft sowie Deutsche Auslandsschulen können sich bis zum 15. Februar 2023 online für den Deutschen Schulpreis 2023 bewerben. Dann wird die Frage “Wie gestalten Sie an Ihrer Schule qualitätsvolles Lehren und Lernen?” im Mittelpunkt stehen.
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