„Orte der gelebten Willkommenskultur“ – Rückblick zur Schulleitertagung 2015

Berufsbildung, Auslandsschulgesetz, Alumniarbeit, Inklusion und Personal - diese Themen standen bei der Schulleitertagung in Berlin im Mittelpunkt.

Im Austausch: WDA-Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst und Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt bei der Schulleitertagung. Foto: WDA

Vom 7. bis 9. Januar 2015 fand in Berlin die jährliche Schulleitertagung der Deutschen Auslandsschulen statt. An der Veranstaltung im Auswärtigen Amt nahmen 131 Schulleiter aus der ganzen Welt teil. Für den WDA vor Ort: Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst, die stellvertretende Vorstandsvorsitzende Martina Spann, Büroleiterin Bettina Wehrle und Geschäftsführer Thilo Klingebiel.

Böhmer: Rolle der Auslandsschulen verändert sich

Laut Staatsministerin Maria Böhmer besteht im Ausland großes Interesse am deutschen Ausbildungsmodell. Deutsche Auslandsschulen, Außenhandelskammern, Regierungen, lokale Bildungsträger und die Wirtschaft vor Ort sollten die duale Ausbildung gemeinsam weiter ausbauen. „In vielen Ländern geht es zunächst einmal darum, die Wirtschaft dafür zu sensibilisieren, dass die Ausbildung von Fachkräften einen Mehrwert schafft. Zugleich gilt es dem Vorurteil entgegenzuwirken, dass nur eine akademische Ausbildung zählt.“

Die Deutschen Auslandsschulen seien „Orte der gelebten Willkommenskultur“, betonte Böhmer. Ihre Rolle verändere sich: „Sie sind nicht nur ein entscheidender Investitions- und Standortvorteil für viele international tätige deutsche Unternehmen, sondern werden auch aufgrund des demografischen Wandels und des Fachkräftemangels künftig noch wichtiger für die Entwicklung des Standorts Deutschland.“

Zum Thema Alumniarbeit sagte Böhmer: „Wir wollen ein aktives Netz von Ehemaligen schaffen und diese in unsere Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik einbeziehen. Denn wir wollen im Ausland diejenigen gewinnen, die Partner vor Ort für morgen sind, für unsere Politik, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft.“

Mehr zum Thema Alumniarbeit: Neues Netzwerk, neue Möglichkeitenn

Im Rahmen der Schulleitertagung zeichnete das Auswärtige Amt sieben innovative Projekte der Auslandsschulen zur Inklusion und zur Berufsbildung 3456358~ aus. Die Preisträger des Wettbewerbs „Beruf macht Schule“ zeigen laut Böhmer, „wie wichtig und effizient eine umfassende und frühe Berufsorientierung sein kann. Sie sorgen für die Fachkräfte von morgen, hier und in der ganzen Welt“.

Schmidt: Deutsche Auslandsschulen leben von Heterogenität

Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt ist Schirmherrin des Wettbewerbs „Inklusion an Deutschen Auslandsschulen“. Die Deutschen Auslandsschulen lebten von ihrer Heterogenität, sagte sie anlässlich der Preisverleihung. Die prämierten Auslandsschulen hätten „bereits große Fortschritte“ bei der Inklusion gemacht.

Insgesamt attestiert Schmidt den Deutschen Auslandsschulen aber noch Nachholbedarf in Sachen Inklusion: „Wir brauchen das Zwei-Klassenlehrer-Prinzip, wir brauchen kleine Klassen, wir brauchen sonderpädagogisch ausgebildete Lehrer“, sagte sie dem Deutschlandfunk. Schulen, die hier vorangingen, könnten zusätzliche Mittel erwarten. „Wer das macht, muss wissen, er bekommt eine zusätzliche politische, finanzielle und organisatorische Unterstützung, das wäre mein Anliegen dabei.“

Auslandsschulgesetz soll evaluiert werden

Inklusiven Unterricht anzubieten, ist eine der Anforderungen an die Auslandsschulen im Auslandsschulgesetz. Die Umsetzung des Gesetzes war – wie zuletzt bei der WDA-Europatagung 2014 – auch bei der Schulleitertagung ein bestimmendes Thema. Staatsministerin Böhmer kündigte an, das Auslandsschulgesetz evaluieren zu wollen.

Ein weiteres Thema, das die Schulleiter im Ausland umtreibt: Es wird offenbar immer schwieriger, geeignete Lehrkräfte zu finden. Vor diesem Hintergrund müsse das Problem des Versorgungszuschlags für beurlaubte, verbeamtete Lehrkräfte im Ausland gelöst werden, betonten mehrere Tagungsteilnehmer. Sie kritisierten auch, dass die Erfahrung der zurückkehrenden Lehrkräfte in Deutschland nicht ausreichend anerkannt und genutzt werde.

„Gute Arbeit muss auch entsprechend entlohnt werden“, räumte Böhmer ein. Sie wolle sich dafür einsetzen, das System der Besoldung von Lehrkräften im Ausland noch in dieser Legislaturperiode zu reformieren.

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