Jährlich organisiert der WDA für seine europäischen Mitgliedsschulen die Europatagung. Das Netzwerktreffen hat das Ziel, den regionalen Austausch der Schulen zu stärken. Mitte November richtete die Deutsche Schule Budapest die WDA-Europatagung 2014 aus. „Dass die Tagung ausgerechnet bei uns stattfand, ist ein großes Kompliment und eine Anerkennung für alle Mitarbeiter unserer Schule“, sagte DSB-Direktor Thomas Mahrenholtz im Nachgang der Budapester Zeitung.
Spitzentreffen der freien Schulträger und Auslandsschulexperten
An der WDA-Europatagung 2014 nahmen 39 Vertreter von 23 Mitgliedsschulen teil. Seitens des WDA nahmen der gesamte Vorstand und Geschäftsführer Thilo Klingebiel teil. Das Auswärtige Amt und die fördernden Stellen waren vertreten durch Oliver Schramm, Referatsleiter Auslandsschulen und ZfA-Leiter Joachim Lauer. Für die Kultusministerkonferenz nahm Hildegard Jacob teil, die Ländervorsitzende des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA). Ebenfalls in Budapest dabei: die frühere Staatsministerin und heutige Generalkonsulin Cornelia Pieper sowie die Geschäftsführerin des Vereins für Deutsche Kulturbeziehungen im Ausland e. V. (VDA), Petra Meßbacher.
Der ungarische Minister für Humanressourcen, Zoltán Balog, eröffnete die Tagung. Deutsch zu lernen sei für die Menschen in Ungarn „nicht nur Kommunikationsmittel“. Vielmehr sei die deutsche Kulturpräsenz eine Selbstverständlichkeit, sagte der Minister, der bis Mitte der 1990er Jahren an der Deutschen Schule Budapest unterrichtete. Gerade eine Begegnungsschule wie die DS Budapest brauche aber besonderen Einsatz und Mittel, um ihre vielfältigen pädagogischen, sozialen und kulturellen Aufgaben zu erfüllen.
Neben den aktuellen Entwicklungen beim Auslandsschulgesetz standen in Budapest die regionale Vernetzung, die berufliche Bildung und die Pflege der Austauschbeziehungen zu deutschen Universitäten im Mittelpunkt Europatagung. Die Europatagung nahm dabei Diskussionsimpulse von der WDA-Amerikatagung wenige Wochen zuvor auf. Auch in Cuenca standen die Themen Vernetzung und Berufsbildung im Blickpunkt.
WDA-Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst sagte, dass die Deutschen Schulen im Ausland lokale und kulturelle Besonderheiten des Sitzlandes jeweils reflektieren und sich auch daran anpassen müssten. Zugleich betonte er, dass die Schulen auch weiterhin Verantwortung für Deutschland tragen wollten.
„Die Deutschen Auslandsschulen wollen sich auch künftig als Begegnungsstätten der Kulturen, als Bildungseinrichtungen mit hohen deutschen Bildungsidealen und als verlässlicher Partner der Wirtschaft verstehen“, sagte Ernst. Darüber hinaus könnten sie innovativer Impulsgeber für Schule und Bildung im Sitz- wie in Deutschland sein. Dafür sei aber eine ausreichende Finanzierungslage unabdingbar. „Und damit wird es unausweichlich, das Auslandsschulgesetz anzupassen oder, was sich wahrscheinlich einfacher gestaltet, die entsprechenden Verwaltungsvorschriften und das Fördersystem.“
Das 2014 in Kraft getretene Auslandsschulgesetz war erneut ein Schwerpunkt der Regionaltagung. „Das neue Fördersystem kommt bei den Schulen, je nach Typ und Standort, sehr unterschiedlich an. Das bereitet den Schulen erhebliche Sorgen“, berichtete Ernst.
Großer Austauschbedarf
Dora Petrányi, Vorstandsvorsitzende der DS Budapest, hob hervor: „Der WDA steht für Austausch und Zusammenarbeit.“ Dafür gebe es durch das Auslandsschulgesetz noch größeren Bedarf, etwa mit Blick auf die Anwerbung neuer Lehrkräfte.
KMK-Vertreterin Jacob betonte, das Auslandsschulgesetz und die entsprechende Verwaltungsvereinbarung zeigten, wie stark die Länder für die Deutschen Auslandsschulen eintreten. Jacob überbrachte nicht nur Grüße von KMK-Präsidentin Sylvia Löhrmann, sondern auch Neuigkeiten in eigener Sache: Die langjährige BLASchA-Vorsitzende scheidet Ende des Jahres aus dem Amt. Mitte Dezember soll nun über die Nachfolge entschieden werden.
ZfA-Leiter Lauer meinte, dass es noch zu früh für Anpassungen beim Auslandsschulgesetz sei. Der Großteil der Schulen zähle zu den Gewinnern der neuen Förderung, es gebe nur wenige Verlierer. Mit Schulen, die Probleme haben, sollen laut Lauer Einzelgespräche stattfinden. Auswärtiges Amt-Referatsleiter Schramm betonte, dass das neue Fördersystem durch das Auslandsschulgesetz eine Übergangsphase bedeute.
„Wir sind dankbar für das Gesetz“, sagte Andreas Schweiger, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Schule Barcelona. Probleme gebe es aber insbesondere mit den unterschiedlichen Förderverträgen. Die Verminderung bei den Auslandsdienstlehrkräften (ADLKs) als wichtigste Kräfte sei schwer durch die Schulen zu kompensieren.
Ein Problem ist und bleibt aus Sicht der Schulen der nicht gezahlte Versorgungszuschlag für Ortslehrkräfte. María de las Casas, Vorstandsvorsitzende der Deutschen Schule Santa Cruz de Tenerife sagte, dies schränke die Möglichkeiten bei der Anwerbung von Ortslehrkräften ein. Jacob berichtete, die Kultusseite habe die Finanzseite überzeugen wollen, dass der Versorgungszuschlag übernommen wird. Hessen und Berlin gewährten den Zuschlag, alle anderen Länder nicht. Lauer stellte klar, der Bund könne den Versorgungszuschlag nicht übernehmen, da Ortslehrkräfte dann Zuwendungsempfänger würden.
Die Schulen sind Ernst zufolge bereit, gemeinsam an der Evaluation und Verbesserung des Auslandsschulgesetzes und der Rahmenbedingungen insgesamt zu arbeiten. Der WDA-Vorstandsvorsitzende unterstrich, dass die Schulen dabei als Partner auf Augenhöhe erst genommen werden müssten. „Das Vertrauen ist da. Wir sagen nicht: Macht mal, sondern wir unterstützen den Prozess offen und aktiv mit.“
Die nächste WDA-Europatagung findet im Herbst 2015 in Mailand statt.
Vorträge und Präsentationen zum Herunterladen
Für WDA-Mitglieder stehen die die Vorträge und Präsentation der Referenten bei der Europatagung 2014 unter www.auslandsschulnetz.de bereit. Nach dem Login finden Sie die Dateien unter folgendem Pfad: Kooperation > Gruppe Schulvorstand/WDA > Dateiablage > Ordner Archiv > Ordner Europatagung 2014 Budapest.