Angesichts der aktuellen Flüchtlingskrise gewinnt die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik weiter an Bedeutung. Darüber besteht im Bundestag fraktionsübergreifend Einigkeit. Die Abgeordneten diskutierten Anfang Oktober über den 17. und 18. Bericht der Bundesregierung zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Die Deutschen Auslandsschulen können aus Sicht von Regierung und Parlament einen wichtigen Beitrag zur Konflikt- und Krisenprävention leisten.
Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik sei so aktuell wie nie, sagte Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt (SPD) bei der Parlamentsdebatte. Die Deutschen Auslandsschulen bildeten dabei seit jeher eine tragende Säule. Sie vermittelten demokratische Werte und seien Orte des interkulturellen Austauschs. „Weil sie so dafür prädestiniert sind, diese unterschiedlichen, heterogenen Aufgaben zu meistern, müssen wir in die Auslandsschulen investieren.“
Um den Auslandsschuldienst wieder attraktiver zu machen, forderte Schmidt, die Lehrerbesoldung an die Besoldung anderer ins Ausland entsandter Beamten anzupassen. „Wir müssen die seit 1999 geltende Abkopplung ihrer Besoldung beenden.“ Auch für die Aufgaben der Inklusion und der dualen Ausbildung müssten die Deutschen Auslandsschulen mehr Mittel erhalten. Zudem sollten Schulen in Krisenregionen und an neuen Standorten stärker unterstützt werden. Schmidt: „Wir brauchen zusätzliches Geld im Haushalt. Dafür werbe ich bei Ihnen allen.“
“Eklatante Schieflage beseitigen“
Auch Prof. Dr. Maria Böhmer (CDU), Staatsministerin im Auswärtigen Amt, forderte mehr Mittel, um Lehrer für den Auslandsschuldienst zu gewinnen. „Das wird noch schwieriger werden angesichts des großen Bedarfs, den wir gegenwärtig in unserem Land haben.“ Im Unterausschuss Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik und gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz will sich Böhmer für Verbesserungen einsetzen. Es brauche eine bessere Wertschätzung der Arbeit an den Auslandsschulen. Der Auslandsschuldienst dürfe nicht zum „Karriereknick“ werden. Böhmer zufolge ist eine „eklatante Schieflage“ zu beseitigen. Eine „Gehaltsdifferenz von 23 Prozent“ sei ein Hemmnis für die Entscheidung, an eine Auslandsschule zu gehen.
Dr. Thomas Feist (CDU) stimmte zu: Es sei wichtig, die Schulen in Zukunft besser auszustatten. Lehrer sollten eine attraktive Vergütung erhalten, um den Sprung ins Ausland zu wagen. Deutschland könne von den Erfahrungen der Auslandslehrer profitieren, sagte Feist. Angesichts der Entwicklungen in Europa und in Deutschland seien sie „genau die Lehrkräfte, die wir brauchen. Sie haben einen breiten interkulturellen, interreligiösen Hintergrund und können deswegen eine bessere Beschulung von Kindern und Jugendlichen hier vor Ort ermöglichen.“
„Das deutsche Auslandsschulwesen ist ein Flaggschiff der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik“, stellte Dr. Bernd Fabritius (CSU) fest. Fabritius ist seit Ende April Vorsitzender des Unterausschusses Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Die Auslandslehrkräfte vermitteln nach seiner Aussage „unsere Werte in Regionen der Welt, in denen oftmals ein Mangel an Chancengleichheit und Demokratie herrscht“. Sie leisteten damit wertvolle Arbeit als Bildungs- und Wertebotschafter der Bundesrepublik Deutschland. Der Unterausschuss sei sich in weiten Teilen darüber einig, „dass sich die Probleme bei der Personalfindung für die deutschen Auslandsschulen erheblich verschärfen werden, wenn wir nicht bereits im nächsten Haushalt deutlich gegensteuern“.
Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik kein „Sahnehäubchen“
Auch die Abgeordneten der anderen Fraktionen im Bundestag forderten mehr Mittel für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) warnte zugleich davor, diesen Politikbereich als „Sahnehäubchen“ anzusehen, auf das man notfalls verzichten könne. Azize Tank (Die Linke) hob besonders den internationalen Jugendaustausch hervor, für den mehr Mittel benötigt würden. „Ohne Planungssicherheit kann er seine nachhaltige Wirkung nicht entfalten.“
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