Bundesaußenminister Maas besucht Pestalozzi-Schule Buenos Aires

Die deutsche Delegation um den Bundesminister informierte sich am 21. Mai 2018 an der Pestalozzi-Schule Buenos Aires zu Projekten der Erinnerungskultur und zur gesellschaftspolitischen Verantwortung deutscher Schulen in Argentinien. Anna-Lena Cramer, kulturweit-Freiwillige an der Pestalozzi-Schule, berichtet, wie sie den Ministerbesuch erlebt hat.

Bundesminister Heiko Maas informiert sich über die Schulgeschichte der Pestalozzi-Schule bei Felipe Weinmann und Felicitas Blum (Foto: Pestalozzi-Schule)

Es ist schon kein gewöhnlicher Montag, weil man durchaus nicht alle Tage einen Bundesminister im eigenen Haus empfängt. „Es ist eine Ehre für uns“, sagte María Fernanda Oliden, Vorsitzende der Pestalozzi-Gesellschaft. Entsprechend war die Vorfreude groß, Heiko Maas und seine Delegation am ersten Stolperstein außerhalb Europas direkt vor dem Eingang der Pestalozzi-Schule begrüßen zu dürfen. Nach einigen Worten von Frau Oliden und Schulleiter Michael Röhrig begaben sich die Besucher auf einen Rundgang der besonderen Art.

Schülerinnen geleiten Minister und Delegation

Die Schülerinnen Carolina Barbarosch und Paula Wollrad der 12. Klasse geleiteten die Delegation, unter der sich ebenfalls Frau Jeanine Meerapfel, deutsch-argentinische Filmregisseurin und Präsidentin der Berliner Akademie der Künste, und Frau Heidrun Tempel, Beauftragte für Außenwissenschafts-, Bildungs- und Forschungspolitik und Auswärtige Kulturpolitik befanden. Insgesamt umfasste der Rundgang vier Stationen zum Thema „Erinnerungskultur und gesellschaftspolitische Verantwortung“. Eingeläutet mit einer Besichtigung der Ausstellung „Ein Name, ein Schicksal, ein Mensch“ zur Stolpersteininitiative in Argentinien, folgten Stationen zu Themen der unterschiedlichen Schulgeschichte der Pestalozzi- sowie der Goethe-Schule in Argentinien zur Zeit des Nationalsozialismus. Schließlich präsentierten Schülerinnen und Schüler der Cangallo-Schule ein vom Goethe Institut, Buenos Aires, initiiertes Projekt in Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte ex-ESMA, dem größten Folterzentrum während der Militärdiktatur 1976-1983 in Argentinien. Dabei setzten sich die Jugendlichen eigenständig mit der Geschichte auseinander und formulierten ein Manifest der Zukunft der Erinnerung mit dem Ziel, die Demokratie längerfristig zu schützen.

Bundesminister Heiko Maas freut sich über ein Triathlon-T-Shirt der Pestalozzi-Schule in Anwesenheit von Fernanda Oliden, Michael Röhrig und Felicitas Blum (Foto: Pestalozzi-Schule)


Ausgehend von den Wertevorstellungen der Schulen bis hin zu den zahlreichen dort regelmäßig durchgeführten Projekten, sowohl zur Erinnerung an die NS-Zeit und deren Spuren in Argentinien als auch zur Auseinandersetzung mit dem während der argentinischen Militärdiktatur vorherrschenden Staatsterrorismus, erhielten die Besucher einen umfangreichen Einblick in die verschiedenen Aktivitäten, welche die Schülerinnen und Schüler auch heute zur Erinnerungskultur durchführen. Der Minister zeigte sich äußerst interessiert, indem er zahlreiche Fragen an die Jugendlichen stellte und aktiv den Dialog suchte. Er kommentierte außerdem, wie es ihn erfreue zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler diese Projekte zu ihren eigenen machen.

Bundesminister Heiko Maas trägt sich in Anwesenheit der Schülerinnen Paula Estrella Wollrad und Carolina Barbarosch in das Goldene Buch der Pestalozzi-Schule ein (Foto: Pestalozzi-Schule)


Als Abschluss des Besuchs fand sich die deutsche Delegation mit Schülerinnen und Schülern aus insgesamt sieben deutschen Schulen in Argentinien zu einem direkten Austausch ein. Neben den für die Stationen verantwortlichen Schulen nahmen ebenso das Instituto Ballester, die deutsche Schule Temperley, die Holmberg-Schule Quilmes und die deutsche Schule Lanús daran teil. Im Fokus stand hierbei speziell die Verantwortung der deutschen Schulen, einen Beitrag zur Erinnerungskultur in Argentinien zu leisten. Carolina Barbarosch erzählt begeistert von dem Gespräch. „Er wollte uns zuhören. Das finde ich total gut, dass er sich für Jugendliche interessiert“, berichtete die derzeitige Schulsprecherin. Sie beschrieb außerdem, wie sie sich von seinen Worten motivieren ließ, als Teil ihrer Generation eine bessere Gesellschaft für die Zukunft aufbauen zu können.

Bundesminister Heiko Maas informiert sich über die Schulgeschichte der Pestalozzi-Schule bei Felipe Weinmann und Felicitas Blum (Foto: Pestalozzi-Schule)

Außenminister begeistert von deutsch-argentinischen Schülern

Die Verantwortlichen der Schule verabschiedeten Außenminister Maas anschließend in der Mehrzweckhalle der Schule. Dem sportbegeisterten Minister überreichten die Jugendlichen ein Triathlon-Shirt als Andenken an seinen Besuch. Jeanine Meerapfel zeigte sich ihrerseits bei der Schule erkenntlich, indem sie den jungen Engagierten eine Kollektion ihrer Filme sowie das Buch „Kinder im Exil“ zum gleichnamigen Programm der Berliner Akademie der Künste überreichte. Der Minister bedankte sich bei den Gastgebern und betonte erneut, wie es ihn begeistere, solche jungen Vorbilder an den deutsch-argentinischen Schulen vorzufinden.

Ein Text von Anna-Lena Cramer

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