Trotz des festlichen Rahmens: Der Weltkongress Deutscher Auslandsschulen 2014 in Berlin war keine Veranstaltung der warmen, sondern der klaren Worte. WDA-Vorstandsvorsitzender Ernst unterstrich zum Auftakt, die Auswärtige Kultur-und Bildungspolitik sei nicht nur ein „nice to have“, sondern „integraler Bestandteil deutscher Außenpolitik“. In der Umsetzung dieser Politik hätten die Auslandsschulen eine wesentliche Rolle inne: „Sie sind Kultur- und Sprachbotschafter und vermitteln, wofür Deutschland steht.“ Ohne das Engagement der freien Träger sei das deutsche Auslandsschulwesen nicht denkbar. Wie die Politik, müssten sich auch die Schulen den „globalen Anforderungen stellen und den teilweise sehr dramatischen Veränderungen in ihren Ländern gerecht werden“, sagte Ernst im Weltsaal des Auswärtigen Amtes. „Ich erinnere an Fukushima, Kairo oder Tripolis.“
Außenminister Steinmeier griff in seiner Rede diese Punkte auf. „Aus meiner Sicht und der des Auswärtigen Amtes ist das, was Sie tun, nicht nur Schmuck und Beiwerk, sondern elementarer Bestandteil deutscher Außenpolitik. Die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik ist seit Willy Brandts Zeiten die „dritte Säule“ der Außenpolitik – und diese Säule würde ich gerne wieder stärken!“
Steinmeier hob die Bedeutung des Engagements in den Schulvereinen im Ausland besonders hervor. Stellvertretend für alle ehrenamtlichen Vorstände dankte der Außenminister Ernst: „Sie sind eben auch ein ehrenamtlicher Außenpolitiker, und diese Arbeit ist für uns unverzichtbar.“
Zu den vorgesehen Kürzungen um 40 Millionen Euro im Haushalt für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik erklärte Steinmeier: „Wir hatten daraufhin viele Gespräche, wir haben gerungen, wir haben uns gestritten mit dem Finanzminister.“ Er sei aber zuversichtlich, die Kürzungen rückgängig machen zu können.
Wie der Außenminister betonte auch Staatsministerin Böhmer beim Weltkongress, dass Deutschland im internationalen Wettbewerb um Talente noch besser werden müsse. „Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie wertvoll der Beitrag ist, den die Deutschen Auslandsschulen leisten“, sagte Böhmer. Die Schulen hätten „einen Schlüsselfaktor inne, um Deutschland für Menschen im Ausland noch attraktiver zu machen“.
Dr. Andreas Görgen, Leiter der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt, dankte in der Diskussion den Lehrern im Ausland. Es sei „etwas ganz Besonders, was an den Deutchen Auslandsschulen passiert“. Dies würde sicher auch im Review 2014 der Außenpolitik eine wichtige Rolle spielen.
„Wir müssen Ressourcen verteilen, darüber müssen wir reden.“
Immer wieder im Zentrum der politischen Diskussionen stand auch das Auslandsschulgesetz. „Wir wissen, dass dieses Gesetz noch nicht perfekt ist“, räumte Dr. Peter Gauweiler ein. Der Vorsitzende des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (UAKBP) im Bundestag betonte, die Auslandsschularbeit sei nun zum ersten Mal auf gesetzgeberische Grundlage gestellt worden. Nachbesserungen seien aber denkbar. „Wir haben uns viel vorgenommen für die 18. Legislaturperiode.“
Bundestagsvizepräsidentin Ulla Schmidt forderte beim Weltkongress „Planungssicherheit für die Lehrerfinanzierung und die inklusive Bildung im Ausland“. Ein Teil des Bildungsbudgets der Länder, das um sechs Milliarden Euro aufgestockt wurde, solle für die Auslandsschulen bereitgestellt werden: „Wir müssen Ressourcen verteilen, darüber müssen wir reden.“
Heidi Weidenbach-Mattar, stellvertretende Generalsekretärin der KMK, hob die gute Zusammenarbeit beim Auslandsschulgesetz zwischen Bund und Ländern hervor. Um mehr und bessere Lehrer anzuwerben, müssten die Deutschen Auslandsschulen in den Sitzländern, aber auch in den Bundesländern noch stärker sichtbar gemacht werden.
Gauweiler möchte den Erfolg der dualen Berufsbildung mithilfe der Deutschen Auslandsschulen weitertragen. Pilotprojekte wie in Spanien und Griechenland könnten als Beispiele dienen, „die wir mit Ihrer Hilfe auch an anderen Orten umsetzen möchten“. Auch laut Sylvia Löhrmann, Präsidentin der Kultusministerkonferenz 2014 und Ministerin für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen, ist Deutschland bereit, „zukünftig stärker auch Initiativen beruflicher Bildung an Auslandsschulstandorten zu unterstützen, nicht nur vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels, sondern gerade auch vor dem Hintergrund der dramatisch hohen Jugendarbeitslosigkeit“ in einigen europäischen Staaten.
WDA-Vorstandsvorsitzender Ernst forderte „keine Schnellschüsse, sondern intensive Diskussionen“. Mit der Studie zum Public Value der Deutschen Auslandsschulen, die Ernst beim Weltkongress persönlich überreichte, sei dafür eine Grundlage geschaffen. Die Studie soll nach der parlamentarischen Sommerpause im UAKBP vorgestellt werden.