Themendossier Partner der Wirtschaft

Die Deutschen Auslandsschulen bieten großes Potenzial für die Fachkräftemigration und Fachkräftequalifizierung. Viele Absolventen der Schulen in mehr als 70 Ländern kommen nach Deutschland.

Sie sprechen Deutsch, sind mit der deutschen Kultur vertraut und hoch qualifiziert. Ein Großteil der Absolventen hat auch im Ausland beruflich mit Deutschland zu tun. Als Partner der Wirtschaft gewährleisten Deutsche Auslandsschulen außerdem die schulische Versorgung von Kindern, deren Eltern für einen bestimmten Zeitraum im Ausland arbeiten. Absolventen deutscher Auslandsschulen spannen weltweite Netzwerke für Kooperationen mit deutschen Unternehmen.

Absolventen studieren oder lernen gern in Deutschland

In einer gemeinsamen Studie von WDA und Bertelsmann Stiftung (2017) wurden weltweit über 900 Absolventen der Deutschen Auslandsschulen und 135 ehren- und hauptamtliche Führungskräfte an 96 Deutschen Auslandsschulen befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich jeder zweite Auslandsschulabsolvent für ein Studium oder eine Ausbildung in Deutschland entscheidet. Insgesamt kommen somit geschätzt jährlich rund 2.500 Deutsch sprechende und mit der deutschen Kultur vertraute junge Menschen aus der ganzen Welt nach Deutschland. Jeder dritte bleibt nach der Ausbildung in Deutschland.
Die in der Untersuchung identifizierten Migrationsmuster der befragten Auslandsschulabsolventen unterscheiden sich nach Staatsangehörigkeit. So gehen knapp zwei Drittel der befragten Absolventen mit deutscher Staatsbürgerschaft (62 Prozent) nach dem Schulabschluss nach Deutschland und etwa ein Drittel der nichtdeutschen Absolventen (32 Prozent).
 
Der Bezug zu Deutschland bleibt auch im Ausland häufig bestehen: Knapp jeder dritte Absolvent hat nach Einschätzung der befragten Schulen im Sitzland beruflich mit Deutschland zu tun (27 Prozent). Diese Absolventen sind demnach primär in der Wirtschaft beschäftigt (63 Prozent), aber auch in Wissenschaft und Forschung (31 Prozent), Schule und Bildung (21 Prozent) sowie in Regierung oder diplomatischem Dienst (19 Prozent).
 
 

DEUTSCHE AUSLANDSSCHULEN VERMINDERN FACHKRÄFTEMANGEL

Die hoch qualifizierten, Deutsch sprechenden Absolventen der Deutschen Auslandsschulen sind ein Weg, den Fachkräftemangel in Deutschland zu mindern.

Laut aktueller Fachkräfteengpassanalyse gibt es im Bereich der technischen Berufe und der Ingenieurberufe jährlich etwa 25.000 freie Stellen, die im Durchschnitt 138 Tage vakant sind. Der Verband Deutscher Ingenieure stellte im Jahr 2011 in einem Positionspapier dieser Einschätzung eine umstrittene Zahl gegenüber. Er schätzte, dass für den Zeitraum von 2013 bis 2017 etwa 40.000 und im Zeitraum 2023 bis 2027 sogar 48.300 Ingenieure fehlen würden. Über diese Zahlen wird seit ihrer Veröffentlichung kontrovers diskutiert: sie stehen im Widerspruch zu den Zahlen der Bundesagentur für Arbeit, die auf einer monatlichen Datenanalyse beruhen und von einem geringeren Engpass ausgehen. Die Fachrichtung Technik und Ingenieurwissenschaften ist unter den Absolventen der Deutschen Auslandsschulen am beliebtesten. Etwa ein Viertel hat in diesem Bereich eine Ausbildung durchlaufen oder ist auf dem Weg zum Abschluss. Rechnet man mit einer Zahl von 2.600 Absolventen Deutscher Auslandsschulen im Jahr, die für die weitere Ausbildung nach Deutschland gehen, so stellt diese Gruppe jährlich etwa 650 Fachkräfte im Berufsfeld Technik und Ingenieurwesen.

Quelle: Deutsche Schulen, globale Bildung: Beitrag der Deutschen Auslandsschulen zum Triple Win (2017), S. 48

Neue Möglichkeiten durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz (2020)

Am 1. März 2020 trat das Fachkräfteeinwanderungsgesetz in Deutschland in Kraft. Damit werden die Potenziale der Deutschen Auslandsschulen für die Fachkräftegewinnung noch besser ausgeschöpft. Das Gesetz sieht vor, dass Absolventen Deutscher Auslandsschulen nach Deutschland kommen können, um sich einen Ausbildungsplatz (Aufenthaltserlaubnis von bis zu 6 Monaten) oder einen Studienplatz (Aufenthaltsdauer bis zu 9 Monate) zu suchen. Damit ebnet das Gesetz den Weg für die hoch qualifizierten Absolventen Deutscher Auslandsschulen aus Nicht-EU-Staaten nach Deutschland. Es wird künftig keine Beschränkung mehr auf Engpassberufe oder eine Vorrangprüfung geben, bei der untersucht wird, ob auch Deutsche oder andere EU-Bürger für eine Stelle infrage kommen. Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen hat den Gesetzgebungsprozess nachhaltig begleitet und sich erfolgreich für die Absolventen der Deutschen Auslandsschulen eingesetzt.

Das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat schreibt: "Liegt ein Arbeitsvertrag vor, können Fachkräfte künftig ohne Vorrangprüfung einreisen. Die Arbeitsplatzsuche wird für Fachkräfte mit Berufsausbildung analog zur Regelung für Hochschulabsolventen neu vorgesehen. Voraussetzung ist insbesondere, dass die Fachkraft über deutsche Sprachkenntnisse verfügt, die der angestrebten Tätigkeit entsprechen, und ihren Lebensunterhalt während der Suche eigenständig sichern kann. Die Möglichkeit zur Ausbildungsplatzsuche wird insbesondere für Absolventen deutscher Auslandsschulen geschaffen.“

Betriebspraktika in Deutschland erleichtert

Entsprechend der Forderung des WDA, schafft die Neufassung der Beschäftigungsverordnung darüber hinaus die Grundlagen für Betriebspraktika von Schülern Deutscher Auslandsschulen. Schülerinnen und Schüler deutscher Auslandsschulen erhalten die Möglichkeit, in Deutschland ohne Zustimmung der Bundesagentur für Arbeit ein Praktikum mit einer Dauer von bis zu sechs Wochen zu absolvieren. Sie können damit bereits einen Einblick in die Arbeitswelt und das Leben in Deutschland und dadurch eine bessere Grundlage für die Entscheidung erhalten, ob sie später eine betriebliche Berufsausbildung oder ein Hochschulstudium in Deutschland aufnehmen wollen. Die Zustimmungsfreiheit bei der Visumerstellung für Absolventen deutscher Auslandsschulen nach § 34 Abs. 5 der Aufenthaltsverordnung sowie die Zustimmungsfreiheit durch die Bundesagentur für Arbeit nach § 7 der Beschäftigungsverordnung für Absolventen deutscher Auslandsschulen bleibt ferner erhalten. 

„Die Neuregelung schafft nun vor allem Verbesserungen für diejenigen Absolventen, die einen Ausbildungsberuf in Deutschland erlernen möchten. Für Absolventen, die an einer Deutschen Auslandsschule die Hochschulzugangsberechtigung erworben haben, besteht bereits die Möglichkeit, ein Studium in Deutschland aufnehmen zu können. Wir versprechen uns schließlich insgesamt eine Verbesserung und Vereinfachung des Prozesses bei der Erteilung von Visa für unsere Absolventen.“

Dr. Peter Fornell
WDA-Vorsitzender

Kooperationen mit Unternehmen

Viele deutsche Unternehmen sind weltweit führend in ihren Branchen. Die Deutschen Auslandsschulen sind ein wichtiger Teil dieser Erfolgsgeschichte. Ob in Industrie- oder Schwellenländern: Ins Ausland entsandte Mitarbeiter von Unternehmen können sich darauf verlassen, dass ihren Kindern vor Ort eine deutsche Schulausbildung offensteht. Die Partnerschaft zwischen Wirtschaft und Auslandsschulen reicht noch weiter: In den Absolventen der Schulen stehen den Unternehmen hoch qualifizierte, mit der deutschen Sprache und Kultur vertraute Fachkräfte zur Verfügung. So können die Deutschen Auslandsschulen dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu beheben. Auch von Alumni im Sitzland profitieren die Unternehmen: In Politik, Wirtschaft oder Verwaltung können sie helfen, Kooperationen mit Deutschland zu fördern und auszubauen.
 

Wertschöpfung der Deutschen Auslandsschulen

Im Jahr 2017 generierte eine durchschnittliche Deutsche Auslandsschule eine Wertschöpfung in Höhe von 3,3 Millionen Euro. Verglichen damit erreichten die frei getragenen Waldorfschulen in Deutschland im Jahr 2015 im Schnitt eine Wertschöpfung von 2,5 Millionen Euro pro Schule. Hochgerechnet auf die 140 DAS ergibt sich eine Wertschöpfung von insgesamt 462 Millionen Euro.
 
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