Studie zum Wertbeitrag der Deutschen Auslandsschulen
In der ersten Studie zum Public Value der Deutschen Auslandsschulen (2014) identifizierte die Universität St. Gallen die zentralen Wertbeiträge der Deutschen Auslandsschulen; die Siemens Stiftung unterstützte das Projekt. Für die Studie wurden repräsentative Vertreter aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Gewerkschaften und Verbänden in Deutschland interviewt sowie Vorstände, Schul- und Verwaltungsleiter der Deutschen Auslandsschulen weltweit befragt. Die Untersuchung mit qualitativem Schwerpunkt erfasste den gesellschaftlichen Nutzen der Auslandsschulen anhand verschiedener Dimensionen wie Wirtschaftlichkeit, Bildung und sozialem Zusammenhalt. Sie ermöglichte den Deutschen Auslandsschulen und ihren Partnern erstmals eine gesellschaftliche Standortbestimmung.
Sie finden die zusammengefassten Wertbeiträge der Schulen in einer kompakten Broschüre. Erfahren Sie, was die Deutschen Auslandsschulen wertvoll macht.
Auslandsschulkompass
Was sind die Wertbeiträge der Deutschen Auslandsschulen?
Ergebnisse aus der ersten Studie zum Public Value
8 Wertbeiträge machen den public value aus
Bildung "Made in Germany"
- Anerkannte deutsche Schulabschlüsse
- Einheitliche Qualitätsstandards weltweit
- Einsatz von Lehr- und Führungskräften aus Deutschland
Visitenkarte für Deutschland
- Vermittlung positives Deutschlandbild
- Beitrag zur Marke „Deutschland“
- Förderer von Kultur und Bildung im Ausland
Partner der Wirtschaft
- Schulische Versorgung für Expat-Kinder
- Zugang zum globalen Talentpool
- Weltweite Netzwerke für Kooperationen
Impulsgeber und Innovator
- Weltoffenheit und Vielfalt als Ressource
- Vorbild für Autonomie und Wettbewerbsfähigkeit
- Keimzelle für innovative (Berufs-) Bildungspolitik
Begegnung der Kulturen
- Motor der Integration
- Vorreiter bei Förderung globaler Bildungs- und Karrierewege
- Aufbau internationaler Netzwerke
Verlässliche Gemeinnützigkeit
- Offenheit für alle Schichten (Stipendien)
- Gemeinwohl vor Gewinnstreben
- Vorbild für öffentlich-private Partnerschaft
Bezugspunkt für dt. Gemeinschaft
- Bindung an Deutschland
- Stärkung lokaler Netzwerke weltweit
- Heimat, Lebensqualität und Identität im Ausland
Deutsche Bildungsideale
- Förderung der deutschen Sprache
- Tradition und Kultur
- Demokratie- und Wertevermittlung
"Die Studie ermöglicht den Deutschen Auslandsschulen eine gesellschaftliche Standortbestimmung, die es so bisher nicht gab. Sie zeigt, wie wertvoll die Schulen für Gesellschaft und Wirtschaft sind. Das stärkt den Rückhalt in der Öffentlichkeit, die bisher nur zum Teil wahrnimmt, welche Aufgaben die Deutschen Auslandsschulen erfüllen."
"Die Studie ermöglicht den Deutschen Auslandsschulen eine gesellschaftliche Standortbestimmung, die es so bisher nicht gab. Sie zeigt, wie wertvoll die Schulen für Gesellschaft und Wirtschaft sind. Das stärkt den Rückhalt in der Öffentlichkeit, die bisher nur zum Teil wahrnimmt, welche Aufgaben die Deutschen Auslandsschulen erfüllen."
Spannungsfelder
Die gesellschaftlichen Wertbeiträge der Deutschen Auslandsschulen lassen sich nicht isoliert betrachten. Vielmehr überlagern sich Ziele und Beiträge – es entstehen Spannungsfelder.
Zum einen sind die Schulen Bildungseinrichtungen, zum anderen gesellschaftliche Akteure und Mittlerorganisationen im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Sie unterliegen deutschen Standards und Kontrollen, etwa bei Lehrplänen und Lehrerentsendungen, agieren zugleich aber über die Schulvereine wirtschaftlich weitgehend autonom in einem internationalen Marktumfeld. Diese Rahmenbedingungen bestimmen den Handlungsspielraum und die Ausrichtung der Deutschen Auslandsschulen.
Im Rahmen der Untersuchung zum Public Value der Deutschen Auslandsschulen ließen sich verschiedene Spannungsfelder identifizieren. Sie verdeutlichen, dass strategische Entscheidungen stets Kompromissbereitschaft und Abwägungen voraussetzen. Lautet das Ziel, einen gesellschaftlichen Wertbeitrag zu erhöhen, wird dies oft nur auf Kosten eines anderen Bereichs möglich sein. Die Beschreibung der Spannungsfelder erlaubt es, solche Zielkonflikte bewusst zu machen.
Die wichtigsten Spannungsfelder im Überblick
Einerseits bieten die Deutschen Auslandsschulen einen Ort der Gemeinschaft für Deutsche an – „ein Stück Heimat“ im Ausland. Doch verhindert dies häufig, dass Deutsche sich im Sitzland integrieren und die Kultur des Sitzlandes kennenlernen und verinnerlichen. Wie viel deutsche Gemeinschaft ist Expats zu bieten, ohne an gesellschaftlicher Offenheit einzubüßen? Eine reine Orientierung der Schulen an den Auslandsdeutschen behindert womöglich Begegnung, Integration und Austausch. Dieses Spannungsverhältnis aufzulösen ist eine schwierige Aufgabe, der sich die Schulen stellen müssen.
Die Wirtschaft profitiert stark davon, dass die Deutschen Auslandsschulen hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten an zahlreichen Standorten in der ganzen Welt bieten; sie ermöglichen den Kindern von Mitarbeitern eine verlässliche Schulbildung und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zum internationalen Talentpool, auf den die Unternehmen aus Deutschland zugreifen können. Der Aspekt der Völkerverständigung und der interkulturellen Begegnung ist dabei aber oft zweitrangig. Wenn Deutsche Auslandsschulen nur als Ressourcenzentren gesehen werden, gerät der Begegnungsaspekt in den Hintergrund. Dabei ist er charakteristisch und prägend für die Schulen insgesamt, was sich nicht immer mit den Anforderungen und Leistungskriterien der Wirtschaft vereinen lässt.
Deutsche Unternehmen sind traditionell ein enger Partner und eine wichtige Zielgruppe der Auslandsschulen. Die Wirtschaft als Anspruchsgruppe versteht die DAS als Dienstleister. An diesen Anforderungen müssen sich die Schulen orientieren und messen lassen, um wirtschaften zu können und wettbewerbsfähig zu bleiben. Zugleich haben sie als Non-Profit-Organisationen soziale und politische Ansprüche zu erfüllen. Um verlässliche Gemeinnützigkeit zu wahren und soziale Inklusion gewährleisten zu können, muss es den Deutschen Auslandsschulen gelingen, die Anforderungen des Marktes zu erfüllen und zugleich ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrzunehmen, etwa durch den Ausbau von Stipendienprogrammen und die konsequente Integration von Schülern aus verschiedenen Schichten. Eine reine Gewinnorientierung liefe der Gemeinnützigkeit zuwider, die die Deutschen Auslandsschulen auszeichnet.
Einerseits bauen die DAS auf die deutsche Bildungsqualität als Markenzeichen. Zugleich sind die Schulen angehalten, sich internationaler auszurichten und ihren Schülern globale Karrierewege zu eröffnen. Die Schulen stehen für Begegnung und interkulturellen Austausch, für Integration und Völkerverständigung. Der Auftrag als deutsche Bildungseinrichtungen ist also bei gleichzeitiger Internationalisierung stets im Blick zu behalten, darf aber auch nicht zu viel Gewicht erlangen. So stehen die deutschen Abschlüsse in einem Spannungsverhältnis mit dem Begegnungscharakter vieler Schulen, analog zum Konkurrenzverhältnis deutscher Abschlüsse mit internationalen Abschlüssen, die immer gefragter werden.
Das deutsche Element in der Bildung an den Auslandsschulen bedeutet auch relativ starre Vorgaben von deutscher Seite. Diese Vorgaben sind wichtig, um die hohe Qualität der Abschlüsse und der Schulbildung zu gewährleisten, können aber auch innovationshemmend und beengend wirken. Die Schulen versuchen also, Vorgaben zu erfüllen und gleichzeitig ihren eigenen Weg zu gehen – in ihrem Umfeld und für ihre Ziel- und Anspruchsgruppen im Sitzland. Gelingt dieser Balanceakt, können die Auslandsschulen wichtige Impulse für die Bildungspolitik und das Bildungssystem setzen. Dies setzt aber auch Offenheit und Bereitschaft seitens der Akteure im Bildungs- und Auslandsschulwesen in Deutschland voraus, die hier entsprechende Weichen stellen und größere Autonomie ermöglichen müssen.
"Die Studie soll die gemeinsame Identität der Schulen nach innen stärken. Zugleich geht es darum, ihre gesellschaftlichen Wertbeiträge selbstbewusst nach außen zu vermitteln. Die Schulen stärken den Standort Deutschland und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung - seit Generationen, für Generationen. Basis dafür ist die ehrenamtliche Arbeit der Vorstände, in der Regel die Eltern von Schülern an den Deutschen Auslandsschulen."
"Die Studie soll die gemeinsame Identität der Schulen nach innen stärken. Zugleich geht es darum, ihre gesellschaftlichen Wertbeiträge selbstbewusst nach außen zu vermitteln. Die Schulen stärken den Standort Deutschland und leisten zugleich einen wichtigen Beitrag zur Völkerverständigung - seit Generationen, für Generationen. Basis dafür ist die ehrenamtliche Arbeit der Vorstände, in der Regel die Eltern von Schülern an den Deutschen Auslandsschulen."
Herausforderungen
In der Untersuchung zum Public Value der Deutschen Auslandsschulen haben wir die Teilnehmer in Deutschland und an den Schulen weltweit gefragt, welche Herausforderungen die Schulen mit Blick auf ihre öffentliche Wahrnehmung meistern müssen – und wie dies gelingen kann.
- Unwissen und Vorurteile: Aufgaben und Leistungen der Deutschen Auslandsschulen kaum bekannt; Wahrnehmung von Stereotypen geprägt
- Medien und Öffentlichkeit: Wenig Berichterstattung; fehlender Bezug und Verständnis in der deutschen Öffentlichkeit
- Elite-Image: Als Privatschulen werden Deutsche Auslandsschulen häufig als Eliteschulen für eine wohlhabende Oberschicht gesehen
- Förderung: Schulen sehen sich unter starkem Rechtfertigungsdruck
- Stellenwert in Politik und Wirtschaft: Mangelnde Wertschätzung und geringe Bekanntheit der Leistungen der Deutschen Auslandsschulen
- Bildungssystem: Geringe Karrierechancen und mangelnde Wertschätzung für Lehr- und Führungskräfte nach Rückkehr aus dem Ausland
- Zentralistische Vorgaben: Enge Vorgaben aus Deutschland, zugleich in Deutschland Entscheidungsprozesse mit geringer Transparenz
- Internationale Abschlüsse: GIB, IB und andere Abschlüsse zu wenig bekannt und geschätzt
- Planungsunsicherheit: Probleme insbesondere bei Personalsuche, vor allem für Lehrkräfte
- Abhängigkeit von politischer Stimmung: Lage zwischen Sitzland und Deutschland beeinflusst Arbeit der Schulen
- Arbeitsmarkt: Umsetzung fairer Arbeitskonditionen und gleicher Karrierechancen
- Bildungssystem im Sitzland: Schwächen im Vergleich zu Deutschen Auslandsschulen; Misstrauen, besonders auf politischer Ebene
- Deutschlandbild und Gesellschaft: Alte Vorstellungen verändern und für offene, tolerante, partizipative Umgangsformen und Strukturen werben
- Interkulturelle Kompetenz: Mitarbeiter oft nicht angemessen auf Aufgaben vorbereitet
- Rekrutierung: Personalsuche schwierig, insbesondere deutschsprachiger Lehrer
- Politische und gesetzliche Rahmenbedingungen: Demokratiedefizite und Restriktionen
Handlungsempfehlungen
Aus den Herausforderungen heraus lassen sich folgende Handlungsempfehlungen ableiten:
- Die DAS sollten mehr Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit leisten – übergreifend, global und lokal.
- Die DAS sollten ihre gemeinsame Identität stärken („CI“), die Entwicklung gemeinsamer Informations- und Imagekampagnen vorantreiben.
- Die DAS sollten Transparenz schaffen über ihre Leistungsfähigkeit – von wirtschaftlichen Kennzahlen bis hin zur privat-öffentlichenTrägerschaft.
- Die DAS sollten systematisch erfassen, wo und wie ihre Alumni tätig sind, um ihre Zielsetzungen überprüfen zu können.
- Die DAS sollten ihre Rolle und Aufgabe im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik selbstbewusst vertreten und vermitteln.
- Die DAS sollten verdeutlichen, dass sie Vorbild und Vorreiter bei Integration, Völkerverständigung und kulturellem Austausch sind.
- Die DAS sollten die globale Alumni-Vernetzung stärken.
- Die DAS sollten ihr Lobbying sowie die Netzwerkpflege in Politik und Wirtschaft verstärken.
- Die DAS sollten den externen Austausch mit Wirtschaft, Schulen und Hochschulen in Deutschland und im Sitzland fördern.
- Die DAS sollten den Austausch an den internen Schnittstellen intensivieren, insbesondere zwischen Vorstand, Schul- und Verwaltungsleitung.