Frau Müntefering, Sie sind die neue Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion im Unterausschuss „Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik (AKBP)“. Was sind Ihre Ziele für die Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik?
Als Sprecherin der SPD folge ich Ulla Schmidt nach, die in guter Tradition der Verständigung im Unterausschuss mit langem Atem und viel Elan auch über Fraktionsgrenzen hinweg gearbeitet hat. Das will ich fortführen und auch dazu beitragen, dass die immense Bedeutung der AKBP für die deutsche Außenpolitik im Parlament noch sichtbarer wird. Denn: Ob als Brücke der Verständigung oder als Hilfe bei Krisenprävention und Krisenbewältigung leisten unsere Mittler unverzichtbare Arbeit. Sie gilt es weiter zu stärken und noch besser miteinander zu vernetzen.
Welche Rolle spielen die Deutschen Auslandsschulen und was macht sie aus Ihrer Sicht wertvoll für die Welt und für Deutschland?
Auf die Auslandsschulen haben wir einen besonderen Schwerpunkt gelegt, auch bei den Haushaltsberatungen. Nicht ohne Grund: Die Vermittlung der Sprache und die Ausbildung junger Menschen verbindet die nachwachsenden Generationen mit unserem Land. Lehrkräfte und Schüler erwerben interkulturelle Kompetenzen, die wir dringend brauchen. Heute schon. Zukünftig noch mehr. Ganz sicher.
Was verbindet Sie mit den Deutschen Auslandsschulen?
Ich habe die Deutschen Auslandsschulen in den letzten zwei Jahren, gleich zu Beginn meiner Zeit im Bundestag, kennengelernt. Denn vor meiner Wahl zur Bundestagsabgeordneten habe ich kommunale Schulpolitik in meiner Heimatstadt verantwortet – Bildungspolitik war mir also nicht fremd. Das weltweite Auslandsschulnetz und auch die PASCH-Schulen haben mich aber doch überrascht. Ob in Neu-Delhi oder Prag – überall wo ich als Außenpolitikerin hinkomme, erlebe ich engagierte Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen und Schüler. In Prag war es erst vor einigen Wochen besonders schön, da habe ich tatsächlich einen Lehrer aus dem alten Wanne-Eickel getroffen, der sich seit langer Zeit für die Schule, aber auch für die deutsch-tschechische Freundschaft engagiert. Ein lebendiges Beispiel für die Verbundenheit, die Auslandsschulen schaffen.
Wie beurteilen Sie die politischen Rahmenbedingungen für die Deutschen Auslandsschulen und insbesondere das Auslandsschulgesetz?
Die SPD hat – noch vor meiner Zeit im Bundestag – eine gerechtfertigte Kritik am Auslandsschulgesetz geübt. Wir wollten vor allem eine stärkere Planungssicherheit, etwa im Paragraph 3, und mehr Verlässlichkeit für die Schulen und die Lehrenden. Denn viele Fragen waren auch nach Verabschiedung des Gesetzes noch offen. Deswegen bin ich froh, dass wir es nun geschafft haben, mit einem Millionen-Paket zu einer Verbesserung, einer Anpassung der Lehrerbesoldung, zu kommen. Hier war seit 1999 nichts mehr passiert. Auch durch das Gesetz nicht. Wir müssen es aber schaffen, die Auslandsschulen auch in Zukunft attraktiv zu halten. Es darf für Lehrerinnen und Lehrer kein Karriereknick, sondern es muss vielmehr eine Karrierechance sein, in den Auslandsschuldienst zu gehen.