„Verantwortung vor Ort übernehmen“

Siemens Stiftung und WDA arbeiten seit mehreren Jahren zusammen. Welche Projekte künftig geplant sind, warum ihr das Thema „Public Value“ wichtig ist und wie gemeinnützige Organisationen ihre Ziele vermitteln können, erläutert Stiftungsvorstand Dr. Nathalie von Siemens im Interview.


Die Siemens Stiftung engagiert sich international für die Stärkung naturwissenschaftlich-technischer Bildung. Wir betrachten diese als entscheidenden Faktor für die gesellschaftliche Entwicklung eines Landes. Mit unserem Bildungsprogramm „Experimento“ möchten wir inhaltliche und methodische Impulse für den naturwissenschaftlich-technischen Unterricht geben. Hierbei arbeiten wir mit den Deutschen Auslandsschulen zusammen. In Chile etwa bieten wir in Kooperation mit dem Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI) in Santiago Lehrerfortbildungen an. Gerade die Lehrkräfte sind es nämlich, die Kinder und Jugendliche für ein bestimmtes Thema begeistern können. Die Fortbildungen vermitteln ihnen Methoden für den Einsatz von Experimenten im Unterricht. Denn das eigene Forschen und Entdecken hilft den Schülern dabei, naturwissenschaftlich-technische Zusammenhänge zu verstehen. An den Auslandsschulen in Johannesburg, Kapstadt und Nairobi haben wir sogenannte „Science Competence Centres“ aufgebaut. Dort bringen wir gemeinsam mit den lokalen Universitäten und Bildungsbehörden „Experimento“ über Workshops an die öffentlichen Schulen der Region. Auf diese Weise möchten wir auch in Zukunft die Idee des forschenden Lernens weitertragen. Die Deutschen Auslandsschulen werden so zu Begegnungsorten und zeigen gesellschaftliche Verantwortung vor Ort.

Dr. Nathalie von Siemens: Geschäftsführender Vorstand und Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung. Foto: Siemens Stiftung

Aktuell arbeiten Siemens Stiftung und WDA auch bei der Studie zum Wertbeitrag der Deutschen Auslandsschulen zusammen. Dabei geht es darum, herauszufinden, was die Deutschen Auslandsschulen wertvoll für die Gesellschaft macht. Warum ist Ihnen gerade dieses Thema wichtig?

Der Public Value-Ansatz, den der WDA für die Studie gewählt hat, passt gut zu unserem Verständnis von gesellschaftlicher Wertschöpfung. Es sind nämlich nicht nur statistische Kennzahlen, die darüber entscheiden, welchen Wert eine Organisation – ob Schule, Unternehmen oder auch Stiftung – für die Gesellschaft hat. Ein Finanz- oder Nachhaltigkeitsbericht und die Kunden- oder Mitarbeiterzufriedenheit etwa sind wichtige Anhaltspunkte. Aber sie bilden nicht umfassend ab, welche Funktion eine Organisation, zum Beispiel als Zentrum für Weiterbildung und Wissenstransfer, für die Gesellschaft erfüllt. Die Studie zum Wertbeitrag der Deutschen Auslandsschulen wird hier sicher wichtige Impulse liefern. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Untersuchung.


Als gemeinnützige Stiftung wollen wir dazu beitragen, Wert für die Gesellschaften zu schaffen, in denen wir uns engagieren. Dabei ist es für uns selbstverständlich, transparent darüber zu informieren, welche Zielsetzungen und Methoden wir verfolgen, und die Erkenntnisse, die wir gewinnen, der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen. Die Erfahrung zeigt, dass dieses klare Bekenntnis zur Transparenz dazu führt, dass der Stiftung großes Vertrauen entgegengebracht wird. Darüber hinaus erhöht es auch die Wirksamkeit unserer Arbeit. Eine konsequente Wirkungsanalyse ermöglicht uns einen kontinuierlichen Lernprozess. Außerdem sind wir offen für Feedback und freuen uns über konstruktive Kritik. In dem Moment, in dem man nicht nur einseitig kommuniziert, sondern tatsächlich den Austausch sucht, schafft man auch ein besseres Verständnis für die eigene Arbeit.

ZUR PERSON: NATHALIE VON SIEMENS

Dr. Nathalie von Siemens ist seit Januar 2013 Geschäftsführender Vorstand sowie Sprecherin des Vorstands der Siemens Stiftung. Bevor sie zur Stiftung kam, war sie mehrere Jahre in verschiedenen zentralen Bereichen der Siemens AG tätig. Dabei konzentrierte sie sich unter anderem auf Fragen der nachhaltigen Unternehmensentwicklung auf der Grundlage von Werten. Vor ihrer Tätigkeit bei der Siemens AG forschte sie unter anderem zur Geschichte der antiken Philosophie, der systematischen Moralphilosophie und zu Fragen der Wirtschaftsethik. Ihre Doktorarbeit schrieb Frau von Siemens über den Begriff der Freundschaft bei Aristoteles.

STICHWORT: BILDUNGSPARTNERSCHAFT

Durch die Bildungspartnerschaft mit der Siemens Stiftung intensiviert der WDA die Zusammenarbeit zwischen den Auslandsschulen und Partnerschulen, Universitäten und politischen Akteuren vor Ort. Die Siemens Stiftung verstärkt ihr weltweites Bildungsengagement und erweitert ihr Netzwerk. Beide Partner fördern auf diesem Weg auch den Wissenstransfer in die lokalen Bildungssysteme und tragen zur gesellschaftlichen Weiterentwicklung des jeweiligen Landes bei.


Quelle: WDA-Leistungsbericht 2013.

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