Zum 1. Januar 2014 ist das Auslandsschulgesetz in Kraft getreten. Rund 60 Prozent der Deutschen Auslandsschulen profitieren von der gesetzlichen Förderung. Im Gespräch betont WDA-Vorstandsvorsitzender Detlef Ernst, dass das Gesetz ein großer Erfolg für die Auslandsschulen ist. Zugleich fordert er, die Regelung weiterzuentwickeln: „Dafür sollten sich alle Akteure im Auslandsschulwesen gemeinsam einsetzen.“
Der WDA hat die Entstehung des Auslandsschulgesetzes von Anfang an eng begleitet. Zum Jahreswechsel ist das Gesetz in Kraft getreten. Wie zufrieden sind Sie mit der Regelung?
Das Auslandsschulgesetz ist fraglos ein historischer Schritt zu einer verlässlichen und nachhaltigen Förderung der Deutschen Auslandsschulen und ihrer freien Träger. Es steht für die besondere Anerkennung der langjährigen Leistung und Qualität der Deutschen Auslandsschulen insgesamt. Zugleich ist das Gesetz ein besonderes Zeichen für den Wert der Schulen für die Bundesrepublik. Die Politik hat erkannt, wie wertvoll die Arbeit der Auslandsschulen für Deutschland und sein Ansehen in der Welt ist. Durch das Gesetz haben die Auslandsschulen endlich die Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen – das ist ein ganz wichtiger Nebeneffekt der Reformdebatte. Insofern bin ich zufrieden, dass es das Gesetz gibt – auch wenn es viele Wünsche offen lässt.
Das Gesetz hat auch für viel Kritik und Enttäuschung gesorgt.
Das Gesetz ist ein Kompromiss mit Stärken und Schwächen. Es ist die Lösung, die aus der Sicht der Abgeordneten und insbesondere der Haushälter in der vergangenen Legislaturperiode als machbar eingeschätzt wurde. Der nun geltende überjährige Förderungsanspruch ist eine zentrale Voraussetzung dafür, dass die freien Schulträger die langfristigen Ziele, auf die sie verpflichtet werden, auch nachhaltig erreichen können. Trotz dieses besonderen Erfolges sollten nun alle zusammen – Bundesregierung, Bundestag, Länder, fördernde Stellen und freie Träger – zügig daran arbeiten, die Regelung weiterzuentwickeln. Wir wollen gemeinsam die Entschließung des Deutschen Bundestages von 2008 umsetzen, nach der nicht nur ein Teil, sondern alle Deutschen Auslandsschulen nachhaltig gefördert werden sollen. Eine Zweiklassengesellschaft der Deutschen Auslandsschulen darf es nicht geben – das ist nicht nur die Position des WDA, sondern war auch bei den Debatten im vergangenen Jahr parteiübergreifend Konsens. Wir hoffen, dass sich auch der 18. Deutsche Bundestag und die Große Koalition mit diesem Thema auseinandersetzen werden.
Welche Punkte sind aus Ihrer Sicht besonders wichtig?
Schulen brauchen Planungssicherheit – über das Kalenderjahr und auch über Legislaturperioden hinaus. Nicht nur alle bisher geförderten Schulen, sondern auch alle bisher geförderten Abschlüsse sollten in die gesetzlich geregelte Förderung übernommen werden. Darüber hinaus ist die Übernahme der Pensionsrückstellungen auch für beurlaubte beamtete Ortslehrkräfte zu regeln, nicht nur für Auslandsdienstlehrkräfte. Schließlich ist, wie jetzt erfolgt, die Einrichtung eines Fachbeirates sinnvoll, um eine institutionelle Zusammenarbeit im Rahmen der öffentlich-privaten Partnerschaft zu etablieren. Das sind die Eckdaten für ein starkes, nachhaltiges „Auslandsschulgesetz 2.0“. Dafür werden wir uns im Austausch mit Politik und Partnern ebenso konsequent wie konstruktiv einsetzen.
Im Bundestag sitzen neue Abgeordnete, neue Themen bestimmen die Agenda. Wie schaffen es die Deutschen Auslandsschulen, auf dem politischen und öffentlichen Radar zu bleiben?
Leider werden die vielfältigen Leistungen der Deutschen Auslandsschulen nicht immer oder nur punktuell wahrgenommen. Die Schulen leisten einen zentralen Beitrag zur Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik. Sie sind Sprach- und Kulturbotschafter Deutschlands, ihre Abschlüsse ein internationales Markenzeichen. Der sogenannte «Nation Brand», also der Markenwert eines Landes, wird im weltweiten Wettbewerb immer wichtiger. Die Deutschen Auslandsschulen können dabei ein zentraler Erfolgsfaktor sein. Sie sind auch Teil der Erfolgsgeschichte der deutschen Weltmarktführer – vom Mittelstand bis zu den Großkonzernen – deren Mitarbeiter im Ausland darauf vertrauen können, dass die Schulbildung ihrer Kinder gesichert ist. Auch beim Thema Zuwanderung können die Auslandsschulen eine Vorbild und Vorreiterfunktion übernehmen: Ihre hoch qualifizierten, Deutsch sprechenden und mit der deutschen Kultur vertrauten Absolventen können künftig helfen, Vorurteile abzubauen, die gesellschaftliche Integration zu stärken und zugleich den Fachkräftemangel von morgen abzuwenden. Angesichts drängender Herausforderungen wieder Jugendarbeitslosigkeit dürfte dies immer wichtiger werden. Kurzum: Die Deutschen Auslandsschulen leisten
vielfältige und wertvolle Beiträge in ganz unterschiedlichen Bereichen.
Quelle: WDA Leistungsbericht 2013