Interview mit Ana Lorena – Absolventin der Deutschen Schule Managua
Sie kommen aus einer nicaraguanischen Familie und besuchten eine traditionelle katholische Schule, bevor Sie als Stipendiatin an die Deutsche Schule Managua wechselten. Wie war diese Umstellung?
Zu Beginn hatte ich nur gemeinsam mit den anderen ausgewählten Bewerbern Unterricht; sie kamen wie ich von verschiedenen nicaraguanischen Schulen. Weil ich noch so jung war, alles als neu und aufregend empfand und es allen Bewerbern so ging, fiel mir der Einstieg nicht schwer.
Welches Bild von Deutschland wurde Ihnen an der Schule vermittelt?
Als ich in der sechsten Klasse in den Schulbetrieb einstieg, bekam ich viele Dinge, wie Traditionen und Feierlichkeiten, erst einmal nur am Rande mit. Vor allen Dingen meine deutschen oder deutschstämmigen Lehrer und der europäische Geschichtsunterricht prägten mein Deutschlandbild. Zweimal, in der neunten und zehnten Klasse, nahm ich am Schüleraustausch teil. Als ich 2006 zum ersten Mal in Deutschland war, fand die Fußball-WM statt. Es herrschte eine außergewöhnliche, tolle Stimmung im ganzen Land. Diese Zeit hat meine Wahrnehmung von Deutschland stark beeinflusst.
Nach dem Schulabschluss begannen Sie ein Studium in Halle. Was hat zu dieser Entscheidung geführt?
Die Wahl lag nach meinem Abschluss zwischen Taiwan und Deutschland. Beim Schüleraustausch in der zehnten Klasse hatte ich verschiedene deutsche Universitäten besucht. Ausschlaggebend war dann aber eine Infoveranstaltung an meiner Schule, bei der sich einige Unis vorstellten – unter anderem die Martin-Luther-Univer- sität in Halle-Wittenberg. Attraktiv war, dass es vor Ort eine persönliche Ansprechpartnerin für Studienanfänger der DS Managua gab. Außerdem erhielt ich ein einjähriges Motivationsstipendium von BIDS, der Betreuungsinitiative Deutsche Auslands- und Partnerschulen des DAAD.
Welche Hürden gab es beim Einstieg in den Studienalltag in Deutschland?
Das Stipendium erleichterte mir den organisatorischen und finanziellen Einstieg sehr. Außerdem war ich mit dem IB und meinen sprachlichen Fähigkeiten sehr gut auf das Studium in Deutschland vorbereitet. Was mir ein wenig fehlte, war praktisches Wissen, um alltägliche Herausforderungen zu meistern – wie Behördengänge erledigen oder einen Mietvertrag abschließen.
Sie sind in Nicaragua aufgewachsen, haben in Deutschland studiert, nun sind Sie in Japan. Wie hat die Deutsche Schule Managua Sie auf einen solchen globalen Bildungsweg vorbereitet?
Mich hat besonders der Kontakt mit verschiedenen Lehrern geprägt, die schon an den unterschiedlichsten Orten gearbeitet hatten. Sie haben mir globale Lebenswege aufgezeigt und meine Neugierde geweckt – schon durch die Geschichten, die sie von ihren Reisen erzählten. Daher kommt auch mein Interesse für neue Kulturen, das ich in meinem Austauschsemester mit Tokyo weiter vertiefen kann. Einige meiner früheren Klassenkameraden haben ebenfalls einen globalen Ausbildungsweg gewählt, andere haben eine Familie gegründet und sind in Nicaragua geblieben.