Geschichte wird greifbar: DDR-Projekt HIddenSTORY in vier Auslandsschulen

Vier Auslandsschulen haben in Geschichtswerkstätten die Deutsche Teilung so aufgearbeitet, dass die heutige Generation von Schülerinnen und Schülern sie verstehen und begreifen kann. Das Projekt HIddenSTORY fand im Herbst 2022 erstmalig statt. Eine Fortsetzung der gelungenen Premiere im nächsten Jahr ist geplant, interessierte Schulen in Europa können sich bereits für 2023 anmelden.

Geschichte wird greifbar: DDR-Projekt HIddenSTORY in vier Auslandsschulen cover

Eine Gruppe der Willy-Brand-Schule Warschau beschäftigte sich während der Workshop-Tage im September 2022 mit dem Schulalltag und der Freizeitgestaltung junger Menschen in der DDR. Alle Fotos: Projekt HIddenSTORY

Neues Projekt speziell für Auslandsschulen

„HIddenSTORY – Verborgene Geschichte(n)“ ist ein neues Bildungsprojekt für Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 10 bis 13, bei dem die Zeit der deutschen und europäischen Teilung gemeinsam erforscht wird. Es ist durch eine Kooperation des Vereins Deutsche Gesellschaft mit dem WDA entstanden und richtet sich speziell an die Deutschen Auslandsschulen. Im September und Oktober 2022 fanden die ersten vier Geschichtswerkstätten statt, die durch die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wurden. Die Schülerinnen und Schüler der Willy-Brandt-Schule Warschau, der Eurocampus-Schule/Deutschen Schule auf Mallorca, der Internationalen Deutschen Schule Brüssel und der Deutsch-Norwegischen Schule Oslo vertieften ihr Wissen in interaktiven Workshops und sprachen mit den beiden ehemaligen DDR-Bürgern Peter Keup und Thomas Drescher, die als Zeitzeugen in die Schulen kamen.

Anmeldung für 2023 bereits möglich

Der WDA zeigt unten einige Impressionen aus diesem Projekt. Ausführliche Berichte und weitere Fotos aus den teilnehmenden Auslandsschulen finden Sie auf dem Projektblog. Interessierte Auslandsschulen in Europa können sich bereits jetzt mit der verantwortlichen Referentin Christina Heiduck in Verbindung setzen, um sich für Workshops im Jahr 2023 anzumelden. Heiduck ist Referentin bei der Deutschen Gesellschaft e.V. und am besten unter E-Mail-Adresse christina.heiduck@deutsche-gesellschaft-ev.de zu erreichen. Die Anmeldefrist ist Ende Januar 2023. Am besten melden Sie sich frühzeitig, weil das Kontingent wieder stark begrenzt sein wird.

Willy-Brandt-Schule Warschau

Sein Debüt hatte das Projekt „HIddenSTORY – Verborgene Geschichte(n)“ Anfang September 2022 an der Willy-Brandt-Schule Warschau. Referentin Christina Heiduck und Praktikantin Loïse Schlegel hatten dort Unterstützung vom erfahrenen Zeitzeugen Peter Keup, der den Schülerinnen und Schülern aus seinem Leben erzählte und Fragen beantwortete. Keup ist in der DDR aufgewachsen. Nach seinem Fluchtversuch 1981 wurde er vom SED-Regime in Gefängnissen festgehalten, bis er schließlich von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft wurde.

Dr. Beata Jurkowicz brachte die polnische Perspektive auf die DDR und die Teilungsgeschichte in Europa ein. Die Historikerin, die am Deutschen Historischen Institut Warschau zu deutsch-polnischen Beziehungen und Europapolitik forscht, blickte gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern auf das Verhältnis zwischen Polen und Deutschland. Sie brachte die Jugendlichen dazu, über die Bedeutung der polnischen Grenzen nachzudenken, zum Beispiel für den europäischen Einigungsprozess.

Zeitzeuge Peter Keup erzählte in der Willy-Brandt-Schule von seinem Leben als junger Mensch in der DDR.

Eurocampus Deutsche Schule auf Mallorca

In Palma de Mallorca nahmen Schülerinnen und Schülern aus der zehnten, elften und zwölften Klassenstufe an den Projekttagen teil. „Ich denke bei der DDR immer an meinen Vater, der die DDR miterlebt hat” sagte ein Schüler, für seine Klassenkameradin war es die „Oma aus Thüringen”. Der Vater einer anderen Schülerin hatte seiner Tochter Nähzeug mitgegeben, das er als Tierarzt in der DDR verwendet hatte. Auf den ersten Blick bloßes Garn, ließ sich bei genauerem Hinschauen lesen: „Gefertigt im VEB”. Vom Aufdruck zur Erklärung, was ein „volkseigener Betrieb” ist, hin zur Idee der sozialistischen Planwirtschaft – so wurde die Geschichte anschaulich.

Zeitzeuge Thomas Drescher berichtete den Schülerinnen und Schülern von seinem Fluchtversuch mit einem gemeinsamen Freund. Die Flucht selbst habe ihm keine Angst bereitet. Doch die Haft nach dem missglückten Fluchtversuch schon, auch wegen der unberechenbaren Polizisten, Wärter und Stasi-Mitarbeiter damals.

Zeitzeuge Thomas Drescher sprach auf Mallorca über einen missglückten Fluchtversuch und seine Gefühle als junger Mensch hinter der Mauer.

Internationale Deutsche Schule Brüssel

In Brüssel waren die beiden 12. Klassen der Auslandsschule in das Projekt involviert. Das Interesse an Peter Keups bewegter Lebensgeschichte und seiner Erzählung von der Gefangenschaft war im Klassenraum spürbar. Es zeigte sich auch deutlich bei der langen Fragerunde im Anschluss.

Im Schlussteil der Geschichtswerkstatt waren die Zwölftklässlerinnen und Zwölftklässler mit der Frage konfrontiert: Die Mauer ist weg -und jetzt? Die verantwortliche Gruppe gestaltete dazu unter anderem ein Quiz, wobei sie zwischen den Quizfragen historische Hintergründe erläuterte. Dazu gehörten Fragen wie: Welche Auswirkungen hatte die Wiedervereinigung auf den Arbeitsmarkt und die Arbeitslosigkeit auf dem Gebiet der ehemaligen DRR? Was passierte mit der Wirtschaft im Osten nach dem Fall der Mauer?

Ein Quiz der Schülerinnen und Schüler in Brüssel beschäftigte sich mit der übergeordneten Frage: Die Mauer ist weg – und jetzt?

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