Sie sind mit einer Gruppe von rund 40 Schülern für einen dreiwöchigen Aufenthalt in Deutschland. Wie erleben die Jugendlichen den Austausch?
Wir haben in den ersten Tagen in Berlin schon viel erlebt: Wir haben das Olympiastadion besichtigt, eine Stadtrundfahrt gemacht, die Mauer-Gedenkstätte besucht. Es ist ein buntes Programm. Die meisten Schüler sind zum ersten Mal in Deutschland. Für sie sind schon die alltäglichen Dinge spannend: der Transport mit der U-Bahn etwa, das unterschiedliche Essen – Kebab ist sehr angesagt! -, die Einkaufszentren…
Welchen Stellenwert hat Deutschland für die Schüler?
Einen sehr hohen. Die Ausbildung an der Deutschen Schule genießt einen sehr guten Ruf in Nicaragua. Das prägt auch die Schüler. Das Austauschprogramm mit Deutschland ist etabliert und sehr beliebt in unserer Schulgemeinschaft. Viele Schüler wollen nach dem Abschluss ein Studium in Deutschland aufnehmen und hier arbeiten. Deshalb besuchen wir auch eine Hochschule in Brandenburg, zu der gute Beziehungen bestehen. Dort haben schon Alumni unserer Schule studiert. Im Rahmen eines Schnuppertages können die Schüler die Hochschule kennenlernen.
Sie unterrichten Mathematik in Managua. Wie kamen Sie als Lehrerin an die Deutsche Schule?
Ich habe bereits während des Studiums für ein Jahr in Spanien gelebt. Danach habe ein freiwilliges Jahr in Argentinien und Peru absolviert. Die Zeit und die Erfahrungen im Ausland haben die Lust auf mehr geweckt. Ich wollte nicht mehr nur begrenzt für ein Jahr weg, sondern für längere Zeit. Das wollte ich ausprobieren. Lateinamerika hat mich gereizt, auch wegen der Sprache. Bei der Suche bin ich schnell auf die Deutsche Schule Managua gestoßen.
Wie lief die Bewerbung ab?
Sehr einfach. Ich habe mich per E-Mail an den damaligen Schulleiter gewandt. Er verwies darauf, dass im kommenden Herbst eine Stelle als Mathematiklehrkraft frei werden würde – und lud mich gleich zum Vorstellungsgespräch ein. Dann ging alles recht schnell. Ich spielte noch mit der Möglichkeit, nach Mexiko zu gehen, aber dann habe ich der Deutschen Schule in Managua zugesagt. Also habe ich meinen Lehrerjob in Deutschland gekündigt und mich mitten im Schuljahr aufgemacht nach Nicaragua. Inzwischen bin ich seit zwei Jahren in Managua.
Wie ist der Arbeitsalltag an der Deutschen Schule in Managua?
Spannend und abwechslungsreich. Sich fortzubilden ist hier sehr wichtig, das kommt mir als Quereinsteigerin im Lehrerberuf sehr entgegen. Außerdem lernt man auch in anderen Bereichen hinzu und kann Verantwortung übernehmen. Ich betreue auch das Pädagogische Qualitätsmanagement und das Dokumentenmanagement der Schule, außerdem koordiniere ich den Schüleraustausch. Dasist zwar manchmal etwas anstrengend, macht aber vor allem großen Spaß!
„Deutschland hat einen hohen Stellenwert“
Sonja Becker ist Lehrerin an der Deutschen Schule Managua und koordiniert das Schüleraustauschprogramm. Im Interview erklärt sie, was Jugendliche aus Nicaragua an Deutschland reizt - und wie sie selbst nach Nicaragua kam.