Regionale WDA-Foren: Langfristige Folgen der Pandemie zeichnen sich ab

Zwischen dem 10. und 12. Mai veranstaltete der Weltverband Deutscher Auslandsschulen drei regionale Foren. Die freien Schulträger der Regionen Amerika, EMEA (Europa, Afrika, mittlerer Osten) und Asien zeichneten regional sehr unterschiedliche Bilder der Corona-Lage.

Auf den regionale WDA-Foren des WDA besprachen die Deutschen Auslandsschulen aktuelle Lösungsansätze in der Corona Pandemie (im Bild: Region Amerika).

Ziel der regionalen WDA-Foren war es, den Austausch der Schulen untereinander zu fördern. Bedingt durch die weiter anhaltende Corona Pandemie wurden die Konferenzen online durchgeführt.

Amerika: Niedergeschlagen und optimistisch zugleich

Auf dem regionalen WDA-Foren Amerika berichteten viele Schulträger, wie sehr ihre Schulen noch unter Druck stehen. Vor allem in Süd- und Mittelamerika sei die Corona-Situation weiter dramatisch, Impfungen würden erst langsam anlaufen. So berichtete Carlos Lindemeyer (Barranquilla), dass die Behörden gerade erst die Erlaubnis gegeben hätten, den Kindergarten wieder zu öffnen. Der Rest der Schule müsse weiter geschlossen bleiben. Die Lage in Kolumbien sei insgesamt schlimm. Laut Otto Wagner (Mexiko-Stadt) sei noch völlig offen, ob seine Schule mit drei Standorten in diesem Schuljahr wieder geöffnet werden kann. Ein Lichtblick sei, dass die Impfungen in Mexiko vorangehen. Brigitte von der Fecht (Buenos Aires) erzählte, dass die Situation im Land insgesamt kritisch sei. Impfstoff würden nur langsam verteilt, derzeit seien die ab 60-Jährigen an der Reihe. Die Schulen im Land seien im ganzen letzten Schuljahr geschlossen gewesen. Dies habe den Kindern psychologisch sehr geschadet.

Dennoch entwickelten die Schulen auch unterschiedliche, kreative Strategien, mit dieser schwierigen Situation umzugehen. So berichtete beispielsweise Thomas Czaska (Puebla), dass das mündliche und schriftliche Abitur trotz massiver Corona-Einschränkungen gerade erfolgreich stattgefunden habe. Die Schülerinnen und Schüler hätten ein vollwertiges Abitur erworben, mit denen ihnen alle Hochschulen in Deutschland offenstehen. Dies sei ein großer Erfolg angesichts der schwierigen Bedingungen.

Dr. Peter Fornell, WDA-Vorsitzender, fasst seine Eindrücke des Amerika-Forums so zusammen: „Ich bin niedergeschlagen und optimistisch zugleich. Niedergeschlagen über die teilweise sehr bedrückenden Bedingungen, die vor Ort herrschen.“ Diese würden überlagert von den großen politischen Auseinandersetzungen, die in Ländern wie Kolumbien, Chile, Ecuador und Bolivien herrschen. „Diese politischen Krisen kommen noch dazu. Das sind politische Herausforderungen, die es so aktuell in Europa und Asien nicht gibt,“ so Dr. Fornell weiter. Optimistisch stimme ihn, mit welch hoher Kreativität die Schulen arbeiten, um diese schwierigen Zeiten zu bewältigen.

EMEA: Folgen von Corona belasten Schulen auf Jahre

Die Region EMEA (Europa, mittlerer Osten, Afrika) ist sehr groß und divers, so dass die Schulen oft an unterschiedlichen Stellen im Pandemie-Verlauf stehen. Dennoch zeigte das regionale WDA-Forum, dass sich die Schulen insgesamt den Herausforderungen gewachsen sehen. Die Schulen aus Europa berichteten von einer Achterbahnfahrt aus geöffneten und geschlossenen Schulen in den letzten Monaten.

Walter Brand (Mailand) machte sich Gedanken über die langfristigen Auswirkungen der Corona Pandemie. Zwar sei das kurzfristige Überleben seiner Schule gesichert, auch dank der Corona Notfallhilfe aus Deutschland, für die sich der WDA 2020 eingesetzt hatte. Die spürbaren finanziellen Herausforderungen würden aber erst noch kommen. Er gehe davon aus, dass seine Schule langfristig unter den finanziellen Auswirkungen von Corona leiden werde. Das genaue Ausmaß werde sich erst in den nächsten zwei bis fünf Jahren abzeichnen.

Otto Schlüsche (Barcelona) berichtete, dass die Schule dank der sehr schnellen Umstellung auf Online-Unterricht weiter unterrichten konnte. Nur die Nachmittagsbetreuung sei eingeschränkt gewesen. Die Prüfungen an der Schule konnten alle abgenommen werden. Auch er machte sich aber Sorgen um die mittelfristigen Folgen der Pandemie. So seien die Anmeldungen für den Kindergarten stark zurückgegangen. Dieser werde aus Deutschland auch nicht bezuschusst. Diese Schwäche des Kindergartens werde in den künftigen Jahrgängen der Schule spürbar werden.

Bettina Boeckle (Accra) berichtete von Best Practices an ihrer eigenen Schule. Zu Beginn der Pandemie habe es viele Abmeldungen gegeben, jetzt wieder viele Anmeldungen. Die Schule habe sich aktiv mit einer eigenen Werbekampagne um neue Schülerinnen und Schüler bemüht. Die Schule sei neue Partnerschaften in der Stadt eingegangen, um den eigenen Namen bekannter zu machen. Anstatt des bisherigen „Open House“, dem Tag der offenen Tür zum Kennenlernen der Schule, gebe es jetzt „Look and See“-Termine. Hier zeigen Schulleitung oder Kitaleitung jeweils einer einzelnen Familie die Schule. All diese Ideen hätten sich in der Krise bewährt.

Insgesamt meldeten die Schulen aus der Region EMEA zurück, dass es aktuell keine unlösbaren Probleme bei der Pandemiebewältigung gäbe. Dr. Peter Fornell: „Das ist ein ermutigendes Ergebnis. Trotzdem gibt es natürlich noch sehr viele Dinge, an denen gearbeitet werden muss, um den Ansprüchen des Deutschen Auslandsschulwesens auch nach der Pandemie gerecht zu werden.“

Asien: Präsenzunterricht mit Schutzmaßnahmen

In der Region Asien herrscht ein überwiegend optimistischer Blick in die Zukunft. Der Schulbetrieb läuft an vielen Standorten schon wieder in Präsenz mit Schutzmaßnahmen.

Eine Ausnahme in dieser grundsätzlich optimistischen Einschätzung bildete Indien. Der Schulleiter der Deutschen Schule New Delhi, Proccolino Antacido, berichtete, dass die medizinische Versorgung im Land nicht mehr gewährleistet sei. Das betreffe auch alle Gesundheitsfragen jenseits von Corona. Daher sei die Schule geschlossen. Die meisten Eltern seien aber im Land geblieben. Antacido ist auch einer von drei Sprechern des Direktorenbeirats der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Der WDA-Vorstand pflegt einen regelmäßigen Austausch mit dem Direktorenbeirat.

Laut Verena Desai (Singapur) verläuft das Schulleben an ihrer Schule relativ normal, die Schülerzahlen seien stabil. Die Corona-Inzidenzen seien sehr niedrig, wenn auch aktuell leicht steigend. Aktuell müsse die Schule rund 700 Regelungen der lokalen Behörden einhalten. Kürzlich seien die Einreiseregeln nochmals verschärft worden. Jetzt seien drei Wochen Quarantäne im Hotel vorgeschrieben. Das erschwere die Einreise neuer Lehrkräfte.

Auch Johannes Ernst (Peking) berichtete von solch strikten Einreiseregeln. Vorgeschrieben seien mittlerweile zwei Wochen Quarantäne im Hotel und eine Woche Quarantäne zu Hause. Anschließend dürften neue Lehrkräfte für eine weitere Woche das Schulgebäude nicht betreten. Ansonsten herrsche vor Ort aber ein „surreales“ Gefühl der Normalität im Vergleich zu fast allen anderen Ländern. Das Schulleben sei im Großen und Ganzen wieder normal. Zwar gelte Maskenpflicht, aber die Schülerinnen und Schüler durften in der Projektwoche schon wieder Tagesausflüge machen. Das Schuljahr laufe, Prüfungen finden statt.

Viele Standorte in Asien berichteten, dass die Impfungen schon gut angelaufen seien. Geimpft werden vorrangig lokale Impfstoffe, z.B. aus China. Eine Herausforderung sei, dass Impfstoffe zwischen Europa und Asien noch nicht gegenseitig anerkannt sind. Damit gelten in Asien geimpfte Pädagogen in Europa derzeit als ungeimpft. Auch das sei eine zusätzliche Hürde für die Ein- und Ausreise von Personal.

Am Asien-Forum nahm außerdem der Regionalbeauftragte der Zentralstelle für das Auslandsschulwese, Uwe Hinxlage, teil. Sein Resümee zum Ende der Veranstaltu ng: „Die Vielfalt an den Deutschen Auslandsschulen ist nicht immer ganz leicht. Aber sie ist am Ende auch eine Stärke. Das haben wir in der Pandemie immer wieder gesehen. Die verschiedenen Lösungswege, die die Schulen anbieten konnten, haben an anderer Stelle geholfen und so ist man als Netzwerk weitergekommen.“ Er bedankte sich für die Möglichkeit der Teilnahme an diesem regionalen WDA-Forum.

Dr. Peter Fornell fasste zusammen, dass der weitgehend normale Schulbetrieb in Asien eine erfreuliche Entwicklung sei. Sorge bereite ihm aber die teilweise sinkenden Schülerzahlen. Auch die strikten Einreisebestimmungen einzelner Länder sieht er als sehr belastend für die Schulen.

WDA vertritt Schulen weiter im politisch-parlamentarischen Raum

Dies rege Beteiligung an den regionalen WDA-Foren zeigt, dass solche Veranstaltungen einen wichtigen Raum des Austauschs für die WDA-Mitglieder bieten. Dr. Peter Fornell sicherte zu, dass der WDA seine Mitgliedsschulen weiter tatkräftig durch diese Krise begleiten werde. Ziel des WDA bleibe es, im politisch-parlamentarischen Raum Ergebnisse herbeizuführen, die dem Wohl und Fortbestand der Deutschen Auslandsschulen dienen. „Schließlich hören wir auch immer wieder, wie wichtig diese Schulen für die deutsche Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik seien. Dafür müssen sei aber auch überleben können,“ so Dr. Fornell. Der setzt sich daher weiter für Lösungen ein, mit denen die freien Schulträger vor Ort die Schulen auch nachhaltig betreiben können.

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