„Auslandsschulen als großes Ganzes verstehen“ – David Nescholta im Interview

David Nescholta ist seit Juni 2019 Mitglied im Vorstand des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA). Seit 2013 ist er Vorsitzender des Vorstands der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai, Thailand. Außerdem ist er seit 2017 einer von drei Sprechern des Vorständebeirats der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Im Interview spricht er über seine Ziele als WDA-Vorstand, die Auslandsschulen in Asien und den Stellenwert deutscher Ingenieurskunst in Thailand.

Vorstandsmitglied des WDA und Vorstandsvorsitzender der Christlichen Deutschen Schule Chiang Mai: David Nescholta. Foto: WDA / Jan Michalko

Um welche Themen möchten Sie sich im WDA-Vorstand vorrangig kümmern?

Viele unserer Mitgliedsschulen sind Schulvereinsschulen. Es gibt aber darüber hinaus noch eine Reihe weiterer Schulen in Trägerschaft privater gemeinnütziger Organisationen, wie z. B. Stiftungen oder kirchliche Einrichtungen. Diese sehen sich in einigen Bereichen besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Auch ihre Interessen im Blick zu behalten, ist eine meiner Zielsetzungen im WDA Vorstand. Darüber hinaus möchte ich in meiner Vorstandstätigkeit einen stärkeren Aspekt auf die Förderung kleiner Schulen, sowie Schulen im Aufbau legen. Ihre Bedürfnisse sind vielfach besonders und sie benötigen mehr Unterstützung als große und über viele Jahre gewachsene Schulen.

Ein weiterer Schwerpunkt meiner Tätigkeit als WDA Vorstand ist der Zusammenhalt der Deutschen Auslandsschulen als große Gemeinschaft insgesamt. Unsere Schulträger sind von ihrer Historie und ihrer Identität sehr unterschiedlich. Das macht sie zu echten Unikaten im Auslandsschulwesen. Dennoch ist es eine große Chance, uns als „großes Ganzes“ zu verstehen, was dem Auslandsschulwesen insgesamt mehr Gewicht verleiht. Dadurch erhalten die Auslandsschulen eine stärkere Stimme, auch in Richtung der Politik und der Wirtschaft. Die Deutschen Auslandsschulen sind Leuchttürme der Auswärtigen Kultur-und Bildungspolitik und dies soll auch deutlich erkennbar sein. Die Unterschiedlichkeit der Schulen nicht als Schwierigkeit, sondern als Vorteil wahrzunehmen, ist eines meiner Ziele.

Sie vertreten die WDA-Mitgliedsschulen in Asien. Welche Themen beschäftigen diese Schulen besonders?

Die Vernetzung der Schulen in Asien ist eine besondere Herausforderung, weil sie häufig viele Tausend Kilometer voneinander entfernt sind. Die Region Asien reicht im Auslandsschulwesen von Neu Delhi bis nach Sydney. Die Landesgesetze der asiatischen Auslandsschulen sind häufig sehr restriktiv und das erfordert eine große Flexibilität der Schulträger bei der Entwicklung ihrer Schulen. Hierfür bedarf es eines besonderen Verständnisses von Seiten der fördernden Stellen. Die Individualität der Auslandsschulen zu stärken und nicht einzuschränken, ist eines der Ziele unserer Schulen. Aus diesem Grund bringen wir uns auch intensiv in die Diskussion um den „Erweiterten Orientierungsrahmen“ der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen für deutsche Auslandsschulen ein.

Sie sind auch einer von drei Sprechern im Vorständebeirat der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen. Sehen Sie hier Synergien mit dem WDA-Vorstandsamt?

Meine Tätigkeit in beiden Ämtern gibt mir eine tiefere und gründlichere Informationslage und Sachkenntnis zu den aktuellen Themen des Auslandsschulwesens. Für mein Vorstandsamt im WDA sehe ich den Vorteil darin, dass bestimmte, durch die Zentralstelle an die Schulträger herangetragene Themen, den WDA frühzeitiger erreichen. Zudem wird die Diskussionslage in beiden Gremien auf diese Weise mehr homogenisiert. Ein wichtiges Ziel bleibt es, die Arbeit der Schulträger auf allen Ebenen, sei es im Vorständebeirat oder im WDA, abzustimmen, um so möglichst einheitliche und gleich gewichtete Positionen zu vertreten. Für eine starke Interessenvertretung der Auslandsschulen ist es unabdingbar, Parallelstrukturen oder Polarisierungen zu vermeiden.

Sie leben seit fast neun Jahren in Thailand. Welchen Stellenwert hat deutsche Schulbildung vor Ort?

Als einzige Deutsche Auslandsschule in Thailand die bis zur Deutschen Internationalen Abiturprüfung führt, sind wir ein echtes Aushängeschild deutscher Bildungspolitik in Thailand. Deutschland als Land der Ingenieurskunst und der Technologie genießt besonders in Asien hohes Ansehen. Mit der Aussicht auf eine Karriere in Deutschland stellt der Besuch der Deutschen Schule in Thailand deshalb eine attraktive Alternative zu den anderen internationalen, meist englischsprachigen, Bildungsangeboten dar. Viele Familien schätzen das und entscheiden sich deshalb bewusst für die Deutsche Schule.

Das Interview führte Glen Wernecke.

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