Auslandsschulkompass: Existenz der Schulen noch nicht gesichert

Obwohl sich weniger Deutsche Auslandsschulen in ihrer Existenz bedroht sehen, ist ihr Fortbestand in der Corona Pandemie noch nicht gesichert. Das zeigt der aktuelle Auslandsschulkompass des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen.

Grafik 1: Die Zahl der Schulen, die sich als akut existenzbedroht sieht, sinkt erstmals seit Messung in der Corona Pandemie auf unter 50 Prozent. Grafik: WDA

Berlin, 4. März 2021. Die Deutschen Auslandsschulen blicken zu Beginn des zweiten Corona-Jahres etwas optimistischer in die Zukunft. Alle Indikatoren zur aktuellen Lage zeigen eine leichte Entspannung im Vergleich zum letzten WDA-Auslandsschulkompass vom Juni 2020. Für diese Erhebung befragt der Weltverband Deutscher Auslandsschulen regelmäßig seine Mitgliedsschulen nach ihrer Bewertung der aktuellen Lage. Fast die Hälfte (46 Prozent) der antwortenden Schulen beurteilt aktuell ihre wirtschaftliche Situation als „befriedigend“. Im Juni 2020 sagten das nur 32 Prozent.

Existenzangst der Schulen sinkt etwas

Die Zahl der Schulen, die sich als akut existenzbedroht sieht, sinkt erstmals seit Messung in der Corona Pandemie auf unter 50 Prozent (Grafik 1). Dazu Dr. Peter Fornell, WDA-Vorsitzender: „Die Existenzangst der Deutschen Auslandsschulen geht zum Glück zurück. Das zeigt, dass die Corona Notfallhilfe der Bundesregierung zusammen mit den eigenen Sparanstrengungen der Schulen wirkt.“ Zugleich zeigt die Umfrage, dass sich noch immer über 40 Prozent der antwortenden Schulen als stark existenzgefährdet sehen. „Dieser Wert ist für ein gesundes Auslandsschulsystem weiter viel zu hoch. Zusammen mit der Politik und den fördernden Stellen muss auch 2021 gelten: wir lassen keine Schule zurück“, so Dr. Fornell weiter.

Die Indikatoren zur aktuellen Lage sind durchweg besser als in der letzten Umfrage im Juni 2020. So sehen nur noch 44 Prozent der antwortenden Schulen ihre wirtschaftliche Lage als schlecht an (Juni 2020: 64 Prozent). Von Umsatzrückgängen berichten 65 Prozent (Juni 2020: 78 Prozent). Diese Zahlen zeigen, dass etwas Zuversicht an die Deutschen Auslandsschulen zurückkehrt. Gleichzeitig ist der Anteil der Schulen in Sorge weiter viel zu hoch, um von einer nachhaltigen Zukunftssicherung der Deutschen Auslandsschulen sprechen zu können.

Die Erwartungen zur Zahl der Schüler verbessern sich deutlich. Mehr als 50 Prozent der antwortenden Schulen erwarten gleich bleibende Zahlen.
Grafik 2: Die Erwartungen zur Zahl der Schüler verbessern sich deutlich. Mehr als 50 Prozent der antwortenden Schulen erwarten gleich bleibende Zahlen. Die Erwartung sinkender Schülerzahlen halbiert sich auf 39 Prozent im Vergleich zum Juni 2020. Grafik:

Schulen kommen in stabileres Fahrwasser

Nach den Erwartungen für die nächsten drei Monate gefragt, gehen nur noch 61 Prozent der antwortenden Schulen von einer sich verschlechternden Geschäftsentwicklung aus (Juni 2020: 94 Prozent). Erstmals seit den WDA-Mitgliedsumfragen während der Corona Pandemie geht über die Hälfte der antwortenden Schulen von gleichbleibenden Schülerzahlen aus (Juni 2020: 18 Prozent) – Grafik 2. Folgerichtig sind jetzt auch die Planungen für die Zahl der Lehrkräfte wieder etwas optimistischer. Für die nächsten drei Monate rechnen nur noch 13 Prozent der teilnehmenden Schulen mit einem Abbau des pädagogischen Personals (Juni 2020: 35 Prozent).

Diese zurückgehende Unsicherheit über die Zukunft der eigenen Schule zeigt sich auch, wenn nach den Erwartungen für die nächsten sechs Monate gefragt wird. Hier sagen zwar immer noch 66 Prozent der antwortenden Schulen, dass ihre Schule stark von Corona betroffen sein wird. Im Juni 2020 lag dieser Wert aber bei alarmierenden 88 Prozent.

Corona Notfallhilfe wirkt, sollte optimiert werden

Die Corona Notfallhilfe der Bundesregierung wurde bis Ende 2020 von knapp 50 Prozent der antwortenden Schulen beantragt (Juni 2020: 25 Prozent). Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen hatte sich 2020 wiederholt für diese finanzielle Unterstützung stark gemacht. Dass sie nun von rund der Hälfte der Schulen in Anspruch genommen wurde, zeigt, dass dies ein wichtiger Rettungsanker für Schulen in Not war.

Die Schulen wünschen sich für wirksamere Corona Notfallhilfe aus Deutschland eine Umstellung auf eine Fehlbetragsförderung.
Grafik 3: Die Schulen wünschen sich für wirksamere Corona Notfallhilfe aus Deutschland eine Umstellung auf eine Fehlbetragsförderung und die geringere Berücksichtigung der Rücklagen. Grafik: WDA

Nach ihren Plänen für 2021 gefragt, gaben 37 Prozent der Schulen an, Corona Notfallhilfe beantragen zu wollen. Genauso so viele Schulen antworteten, dass die Entscheidung noch ausstehe. Gefragt, wie die Bedingungen der Soforthilfe verbessert werden könnten, nannten die teilnehmenden Schulen an erster Stelle „Umwandlung in eine Fehlbetragsförderung“ (82 Prozent) – Grafik 3. An zweiter Stelle folgte, dass die Rücklagen der Schulen nicht mehr voll berücksichtigt werden sollen (76 Prozent).

Die Antworten der Schulen zeigen auch, dass sie sich künftig nicht nur finanzielle Unterstützung aus Deutschland erhoffen. Als Bedarf für weitere Unterstützung aus Deutschland wird an erster Stelle die Digitalisierung in den Schulen genannt (85 Prozent) und an zweiter Stelle eine flexiblere personelle Förderung (72 Prozent). Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen wird diese Impulse seiner Mitglieder mit in die Interessenvertretung im politisch-parlamentarischen Raum aufnehmen.

Personalgewinnung im zweiten Coronajahr sehr schwer

Die aktuellen Veränderungen der Personalsituation an den Schulen zeigen, dass jetzt nur noch an 39 Prozent der Schulen Lehrkräfte die Rückreise nach Deutschland planen (Juni 2020: 57 Prozent). Allerdings ist auch der Anteil der Schulen, die von Absagen von Lehrkräften aus Deutschland berichten, mit 34 Prozent weiter recht hoch (Juni 2020: 32 Prozent). Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Gewinnung neuer Lehrkräfte eines der Top-Themen 2021 für die Schulen wird. Drei Viertel der antwortenden Schulen sagen, dass die Gewinnung neuer Lehrkräfte 2021 schwieriger werde. Die Schulen wollen auf diese Herausforderung vor allem mit stärkerem digitalen Marketing reagieren (75 Prozent). Auf Präsenzveranstaltungen wie Jobmessen hoffen nur 31 Prozent der antwortenden Schulen.

Digitalisierung: Weiterbildung ist eher gefragt als Geld

Schließlich wurden die Schulen auch gefragt, wo sie sich mehr Unterstützung aus Deutschland bei der Digitalisierung erhoffen. Die zwei am häufigsten genannten Maßnahmen haben nichts mit Geräten oder Finanzen zu tun. Auf Platz eins landete der Wunsch nach Weiterbildung der eigenen Lehrkräfte (93 Prozent), auf Platz zwei die Unterstützung bei der Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte (87 Prozent). Die Einführung der Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts ist offenbar für viele Deutsche Auslandsschulen eine Erleichterung. Trotzdem wünschen sich 43 Prozent der antwortenden Schulen eine schnellere Umsetzung.

Fazit: Existenz der Schulen noch nicht gesichert

Insgesamt zeigt der Auslandsschulkompass vom Jan uar 2021, dass die Lage an den Deutschen Auslandsschulen nicht mehr ganz so verzweifelt ist wie noch im Juni 2020. Die Daten vom Sommer 2020 markierten den bisherigen Tiefpunkt in der Stimmung der Deutschen Auslandsschulen in der Corona Pandemie. Die leichte Entspannung der Lage ist aber noch kein Grund zur Entwarnung. Noch immer zeigen die verschiedenen Indikatoren, dass für rund die Hälfte der Schulen die Lage weiter bedrohlich ist. Der Überlebenskampf der Auslandsschulen geht 2021 weiter. Der WDA wird sich weiter dafür einsetzen, dass die Schulen alles bekommen, was sie für ihre Existenzsicherung brauchen.

Methodensteckbrief

In einer Onlineumfrage wurden die 138 Mitgliedsorganisationen des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen, darunter 113 anerkannte Deutsche Auslandsschulen, zur aktuellen Einschätzung ihrer Lage aufgrund der Corona Pandemie befragt. Die Befragung fand vom 16 Dezember 2020 bis 15. Januar 2021 statt. Es beteiligten sich 77 Schulen, die Rücklaufquote lag somit bei 68 Prozent. Befragt wurden die Führungskräfte der Schulen: Schulvorstände, Schulleiter, Geschäftsführer, Beauftragte des Vorstands und Verwaltungsleiter.

Pressekontakt

Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA)
Glen Wernecke – Marketing und Kommunikation
Tel.: +49 (0)30 – 280 449 21
E-Mail: presse(at)auslandsschulnetz.de
Web: www.auslandsschulnetz.de // www.lehrer-weltweit.de

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