„Weltbürger ausbilden“ – Regionale Vernetzung auf der WDA-Amerikatagung 2018

Am 26. und 27. Oktober 2018 fand an der Deutschen Schule Valdivia, Chile, die diesjährige Amerikatagung des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA) statt. Qualitätsmanagement und Verbandsentwicklung standen im Zentrum.

Deutsche Auslandsschulen sind Orte, an denen eigenständige Persönlichkeiten und Weltbürger wachsen, so Staatsministerin Michelle Müntefering in ihrer Grußbotschaft. Foto: Auswärtiges Amt

Zu diesem Netzwerktreffen kamen über 80 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Nord-, Süd- und Mittelamerika. Vertreter von mehr als 35 freien Schulträgern des nord- und südamerikanischen Kontinents tauschten sich mit Experten aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft aus und brachten geschlossen ihre Positionen ein.

In einer Videobotschaft zur Begrüßung stellte Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, fest: „Schulen und Universitäten sollten Orte sein, an denen eigenständige Persönlichkeiten und Weltbürger erwachsen. Dieses Ideal verkörpern die Deutschen Auslandsschulen“. Sie sieht die Deutschen Auslandsschulen in der Tradition des Humboldtschen Bildungsideals. Gerade in Amerika zeichneten sich die Auslandsschulen durch ihre lange Tradition aus, so Müntefering weiter. Ehrengast war ferner Udo Ewertz, Kulturattaché der Deutschen Botschaft in Santiago de Chile. In seiner Rede unterstrich er, dass Deutsche Auslandsschulen ein zentraler Bestandteil der deutschen Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik sind.

Nicholas Röhm, Schatzmeister im Vorstand des Weltverbands Deutscher Auslandsschulen (WDA), verwies darauf, dass die Gründung der Deutschen Schule Valdivia vor 160 Jahren ein Musterbeispiel für privates Engagement im Bildungsbereich sei. „Starkes ehrenamtliches Engagement und professionelle Qualität sind das Rückgrat der Deutschen Schule Valdivia und der Deutschen Auslandsschulen weltweit“, so Röhm. Seit der Gründung hätten fast 14 Generationen von Schülerinnen und Schülern die Schule in Valdivia durchlaufen. Gleichzeitig mahnte er, sich nicht auf dem Erreichten auszuruhen, sondern kontinuierlich weiter an der hohen Qualität der Auslandsschulen zu arbeiten.

Einbindung von Bund, Ländern und Beiräten
Detlef Ernst, Vorsitzender des WDA, betonte die zentrale Bedeutung des engen Austausches mit den Fördernden Stellen sowie Schulleitern und Verwaltungsleitern, insbesondere für die Weiterentwicklung des Qualitätsmanagements. Für die Förderstellen waren Heike Toledo, Leiterin der Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA), Peter Dicke, Ständige Vertretung der Abteilungsleitung ZfA und Dorothée Bauni, Ländervorsitzende des Bund-Länder-Ausschusses für schulische Arbeit im Ausland (BLASchA) der Einladung des WDA gefolgt. Den Direktorenbeirat vertrat Sabine Trapp, Schulleiterin der Deutschen Schule St. Thomas Morus in Santiago de Chile, für den Beirat der Verwaltungsleiter war Frank Meyer von der Deutschen Schule Lima vor Ort. Für den Vorständebeirat nahm Dagmar Tawil, Deutsche Internationale Schule Washington D.C. teil.

Seitens des WDA nahmen die Vorstandsmitglieder Detlef Ernst (Vorsitz), Dr. Peter Fornell, Nicholas Röhm und Manfred Schmidt sowie Geschäftsführer Thilo Klingebiel an der Tagung teil. WDA-Vorstand und Vorständebeirat stimmten sich im Vorfeld der Veranstaltung in einer Sitzung eng ab. Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) organisiert traditionell die Amerikatagung.

Austausch zu Qualitätsmanagement und Governance
Im Zentrum des Austausches stand die Diskussion zum erweiterten Qualitätsrahmen für Deutsche Auslandsschulen, welchen die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen (ZfA) eingebracht hat, sowie die Überarbeitung des Schulleiterdienstvertrages. Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) hatte im Vorfeld die Ergebnisse einer Studie zu den Organisationsformen Deutscher Auslandsschulen veröffentlicht. Die explorative Studie kommt zu dem Fazit, dass es nicht die eine, optimale Organisationsstruktur zwischen Vorstand, Schulleitung und Verwaltungsleitung für alle Schulen gibt, die grundlegende Aufgaben- und Kompetenzverteilung jedoch geregelt sein muss.

Die Schulträger betonten die Notwendigkeit der Überarbeitung des Schulleiterdienstvertrages und des Qualitätsrahmens. Dabei sei insbesondere die wirtschaftlich-strategische Verantwortung der freien Schulträger zu beachten. Ferner unterstrich Detlef Ernst, dass der WDA über die Studie hinaus die Ergebnisse der laufenden träger- und arbeitsrechtlichen Prüfung in die Diskussion einbringen wird und ferner der notwendige Dialog mit allen Beteiligten mehr Zeit benötige. Frau Toledo (ZfA) sagte dies zu.

Netzwerkentwicklung und Partizipation
Im zweiten Teil der Tagung nutzten die Teilnehmer die Gelegenheit, sich in die Verbandsentwicklung einzubringen. Zunächst stellte der WDA den Status der Interessenvertretung dar. Die Teilnehmer drückten ihre große Anerkennung für die bisherige Arbeit aus und diskutierten die weiteren Ziele. Unter der externen Leitung von Prof. Lichtsteiner vom Verbandsmanagement Institut (VMI) wurde dann gemeinsam an den Themen der lokalen Repräsentation und der Reform der Beitragsordnung gearbeitet. Schließlich wurden in Workshops Erfahrungen und Entwicklungsmöglichkeiten zur Vorstandsarbeit, zum Auslandsschulqualitätsmanagement, zum Qualitätsmanagement im Kindergarten und zur Arbeit der GIB-Schulen ausgetauscht und erarbeitet.

Die gastgebende Deutsche Schule „Carlos Anwandter“ in Valdivia ist eine der ältesten Deutschen Schulen in Chile. Die Tagung war in die Feierlichkeiten zum 160. Gründungsjubiläum eingebunden. So konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beispielsweise den ersten Konferenztag bei einer Theateraufführung der gesamten Schulgemeinde vor Ort ausklingen lassen.

Auf die WDA-Amerikatagung folgt im November 2018 die WDA-Europatagung in Warschau. Die nächste WDA-Amerikatagung findet im Oktober 2019 in Kolumbien statt.

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